Full text: H. A. Daniels Leitfaden für den Unterricht in der Geographie

§128. Pflanzen- und Tierwelt. 
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Knollen- und Zwiebelgewächse, deren unterirdische Teile weiter leben, wenn 
auch der Sonnenbrand und die Trockenheit das oberirdische Leben ertöten, sind 
zahlreich. Wühlende Nager bewohnen daher regelmäßig die Steppen (Prärie- 
Hund, Mäuse). Durch ihren weiten Raum sind die Steppen die Heimat schnell- 
füßiger Lauftiere (Antilopen, Giraffen), und diesen stellen die großen Raubtiere 
(Löwe, Schakal, Hyäne) nach. 
3. Die gemäßigten Zonen waren ursprünglich vorwiegend Wälder, und 
zwar herrschen im Mittelmeergebiet noch jetzt die immergrünen Gewächse 
Lorbeer, Myrte, Orangen und Zitronen, während weiter nördlich die uns 
bekannten sommergrünen Laub- und immergrünen Nadelbäume vorkommen. 
Im Landschaftsbild wiegen jedoch die Äcker und Wiesen vor, welche durch die 
Tätigkeit des Menschen an die Stelle der Wälder getreten sind. Auch die 
ursprüngliche Tierwelt hat der Mensch sehr zurückgedrängt. Kleinere Raub- 
tiere, wie Fuchs, Dachs und kleine Katzenarten, und die als Jagdwild 
geschätzten Rehe, Hirsche, Hasen, Rebhühner bevölkern die Landschaft. 
4. Die Polarzonen besitzen ein spärliches, nur aus Moosen, Flechten und 
niedrigen Sträuchern bestehendes Pflanzenkleid, auf welchem auch nur wenige 
Tierarten fortkommen. Dagegen werden die nordischen Meere von zahlreichen 
Fischen bewohnt. Durch diese werden wieder große Scharen von Seevögeln 
angelockt, welche zu Millionen auf den einsamen Klippen der nordischen Gestade 
nisten. Auch die großen Meeressäugetiere, die Wale und Robben, leben fast 
nur innerhalb der Polarzone. Das nordische Raubtier ist der Eisbär, welcher, 
wie auch andere Tiere der Polarzone, der Farbe der Umgebung ausgezeichnet 
angepaßt ist. Der zierliche Pinguin bewohnt dagegen nur das südliche 
Eismeer. 
Bedeutung der Pflanzen- und Tiergeographie. Unsere Kenntnis 
der Pflanzen- und Tierverbreitung läßt Schlüsse auf die geologische Entwick- 
lung der Landmassen zu. Wenn wir beobachten, daß die Flora und Fauna 
der Britischen Inseln mit der des Festlandes übereinstimmt, so können wir 
daraus schließen, daß die Abtrennung der Inseln erst in einem späten Zeitalter 
der Erdentwicklung, als die Pflanzen- und Tierarten sich schon bis auf die 
Inseln verbreitet hatten, erfolgt ist. Auf Australien fehlten vor der Ankunft 
der Europäer alle Säugetiere außer den Beuteltieren und den Insektenfressern. 
Daher muß Australien schon vor dem Auftreten der höheren Tiere eine Insel 
gewesen sein. Auf Madagaskar fehlen die großen Huftiere des benachbarten 
Afrika, dagegen finden sich die Lemuren hier und auf den ostindischen Inseln. 
Aus dieser Tatsache folgt ohne weiteres,- daß eine frühere Landverbindung 
Madagaskars mit Indien bestanden hat und daß die Insel nicht mit Afrika 
zusammenhing. Auch Nordamerika und Asien müssen an der Stelle der Bering- 
straße zusammengehangen haben, da dieselben oder ähnliche Bäume die Wälder
	        
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