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die Hase und die Hunte die namhaftesten sind, giebt es viele Wiesen und
Weiden, die jedoch nicht so gut sind, wie in den übrigen Gebirgsgegenden
von Hannover. Im Süden sind gute Waldungen; die am wenigsten
fruchtbarsten Sandstriche des Landes sind in «eurer Zeit meist zu Na¬
delholzwaldungen umgeschaffen.
Die übrigen Landschaften sind eben; nur im südlichen ^Theile von
Bentheim treten noch einmal Berge mit Quadersandstein auf. Diese
Gegenden werden bewässert durch die Ems, welche gegen Norden stießt
und von der linken Seite die Hase aufnimmt, und durch die nach Holland
gehende Vecht. Nicht einmal überall an den Flüssen ist der Boden frucht¬
bar; so finden sich in Lingen an den Emsufern viele öde Sanddünen,
welche durch die Ausspülungen des Flusses fortwährend vermehrt werden
und oft 30 bis 40 Fuß hoch sind. Der Sand ist fein und daher be¬
weglich; heftige Westwinde treiben ihn morgenwärts gegen das noch
fruchtbare Land, welches durch ihn verderbt wird. Eine große Kette von
Sandhügeln ist ferner in Meppen; sie heißt der Hümling. Andere
ausgedehnte Sandstriche sind mit Heide bedeckt; neben ihnen breiten sich
weite Torfmoore aus, worunter das größte, das Bourtanger Moor, die
ganze Westgrenze von Meppen einnimmt. Wegen des Mangels an Quel¬
len und Bächen ist auch Mangel an Wiesen; nur Bentheim hat reich¬
lichere Bewässerung. Waldungen fehlen in diesen Landschaften ganz.
Wegen ihrer geringen Fruchtbarkeit kann nur ganz nothdürftig Ackerbau
getrieben werden; zu andern Erwerbzweigen ist auch nicht viel Gelegenheit,
und deshalb ist die Einwohnerzahl nur gering. Anders ist es in Osna¬
brück; da tvird viel Getreide und Flachs gebaut.
Im Fürstenthume Osnabrück liegt die Stadt Osnabrück an der
Hase, hauptsächlich durch den hier und zu Münster abgeschlossenen Frie¬
den nach dem 30jährigen Kriege bekannt. Quackenbrück an der Hase.
— In Meppen liegen Meppen an der Ems und Haselünne an der
Hase. — Lingen an der Ems und Bentheim in den gleichnamigen
Landestheilen.
118. Die Landdrostei Anrich.
Die Landdrostei Anrieh wird von dem Fürstenthume Ostfriesland
gebildet. Ostfriesland hat dreierlei Boden: im Innern ist Hochmoor,
dieses ist im Osten, Süden und Westen von Sand umgeben, und an
der Küste liegt Marschland. Das Hochmoor kommt aus Oldenburg
und geht nach Nordwesten in einer Breite von 3 bis 4 Meilen. Es
nimmt den vierten Theil von Ostfriesland ein, ist aber nicht zusammen¬
hängend, sondern durch schmale Streifen Sandbodens und durch Flüsse
zertheilt. Der Grund des Moorbodens ist Sand; über diesem erhebt er
sich in ungleicher Höhe von einem bis zehn Fuß. Man nennt ihn Hoch¬
moor, weil er gewöhnlich höher ist als der umliegende feste Boden.
Zwar ist es im Moore traurig und öde; dennoch aber sind diese Moore
ein wohlthätiges Geschenk Gottes für ein Land, das kein Holz besitzt;
sie liefern ihm das nöthige Brennmaterial. Ist aber der Torf davon
abgestochen, so gewinnt man einen Boden, der zürn Anbau recht tauglich