Full text: Grundlehren der mathematischen Geographie und elementaren Astronomie

77. Griechische Zeitrechnung. 
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Das älteste Jahr der A e gyp ter scheint, wie dasjenige der 
Babylonier (§ 9), ein 360tägiges gewesen zu sein, welches 
in die zwölf Monate Thot, Phaophi, Arthyr, Choiak, Tybi, 
Mechir, Phamenoth, Pharm nthi, Pachón, Payni, 
Ephiphi, Mesori zerfiel. Mit fortschreitender Erkenntnis run¬ 
dete man das Jahr durch Hinzufügung der fünf Epagomenen- 
tage auf die richtige Zahl von Tagen ab. Was den Anfangs¬ 
termin anbelangt, so war der unserem 1. Januar vergleichbare 
1. Thot durch den heliakischen Aufgang*) des Orion fixiert, 
während der 16. Thot zu Beginn des „Neuen Reiches" gleich- 
mässig den heliakischen Aufgang des Sirius wie auch die Aus¬ 
breitung der segensreichen Nilhochflut durch das ganze Stromthal 
signalisierte. Obwohl dieses Siriusjahr ein wenig kürzer als 
das tropische Sonnenjahr (§ 45) ist, so wurde dieser Übelstand 
doch nicht fühlbar, weil der Fehler sich gegen die Präzession (§ 44) 
so ziemlich ausglich. Das Ramessidenjahr war kein — 
mit dem Anfangstage nach und nach in verschiedene Jahreszeiten 
fallendes — Wandeljahr, sondern ein festes Jahr, das 
erste, von welchem die Geschichte zu berichten weiss. 
§ 77. Das Jahr der Griechen war ein gebundenes Griz^t!che 
Mondjahr, ursprünglich also (§45) blos 354tägig, aber durch rechnung. 
allerlei Einschaltungen (I n t e r k a 1 a t i o n e n) zum Sonnenjahre in 
Beziehung gesetzt. Um jene richtig anbringen zu können, sah 
man schon in früher Zeit die Notwendigkeit ein, das Verhält¬ 
nis des synodischen Mondmonates zum tropischen 
Sonnenjahre in kleinen ganzen Zahlen darzustellen. 
Welche Rechnungsvorteile den Griechen zur Auffindung solcher 
Werte verhalfen, ist noch strittig; genug, sie fanden dieselben 
Zahlen, welche man heutzutage durch eine Kettenbruchentwicklung 
erhält. Es ist das fragliche Verhältnis gleich 
*) Am Altertum galt als heliakischer Aufgang eines Sternes sein 
erstes Erscheinen in der Morgendämmerung und ebenso als heliakisçher 
Untergang sein letztes Verschwinden in der Abenddämmerung. Ging der 
Stern bei Beginn der Morgendämmerung am Westhimmel unter, so sprach 
man von einem kosmischen Untergang, und der letzte sichtbare Auf- 
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