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Drittes Kapitel.
punkte auch, wie wir wissen, die graden Aufsteigungen gezählt
werden, so ergibt sieh von selbst der Satz:
Rekta szension + S tun den win k e 1 = Stern zeit.
Analog ist die wahre Sonnenzeit der Stundenwinkel
des Sonnenmittelpunktes und wahrer Sonnentag die Zeit,
welche zwischen zwei konsekutiven oberen (oder unteren) Meridian¬
durchgängen dieses Punktes verstreicht. Während nun aber sämt¬
liche Sterntage unter sich genau gleich sind, trifft dies für wahre
Sonnentage nicht zu. Dies rührt teilweise davon her, dass die schein¬
bare Bewegung der Sonne — den wahren Grund werden wir weiter
unten kennen lernen — kein völliger Kreis ist, in höherem Grade
aber davon, dass die Ekliptik mit dem Aequator nicht zusammenfällt.
Erstere steht nicht senkrecht zur Weltachse, und in gleichen Zeiten
schieben sich demzufolge auch nicht gleiche Bogen der Ekliptik
durch den Meridian hindurch. Diese Ungleichförmigkeit verhindert
uns, nach wahrer Sonnenzeit, wie sie uns die Sonnenuhren an¬
geben, zu rechnen, und so hat man denn die jetzt allseitig an¬
erkannte mittlere Sonnen zeit eingeführt. Es ist dies der
Stundenwinkel einer nicht wirklich, sondern nur in unseren Ge¬
danken existierenden Sonne, welche mit gleichförmiger Ge¬
schwindigkeit stets im Aequator umläuft, Der mittlere
Sonnentag, die Zeit zwischen zwei sich folgenden gleichartigen
Kulminationen dieser imaginären Sonne, ist ebenso konstant,
wie der Sterntag, doch sind, da ja der Sonne ihre eigene, der Tages¬
bewegung des Himmels entgegengesetzt gerichtete Bewegung ver¬
bleibt, beide an Länge verschieden. Ein mittlerer Sonnentag hat,
in Sternzeit ausgedrückt, 247i 3m 56,5ä; ein Sterntag dagegen ergibt,
wenn man seine Länge auf mittlere Sonnenzeit reduziert, nur
23/( 4,09ä'. Auf einen Sterntag entfallen, nach mittlerer
Sonnenzeit gerechnet, 86 164 Sekunden. — Die Bewegung der
Sonne vollzieht sich so, dass in ungefähr 365^ scheinbar die
ganze Ekliptik, also in id ein Bogen von (360 : 365|)°; d. h.
fast genau Io zurückgelegt wird. Bis nun die Sonne, welche Io
östlich vom Meridian steht, infolge der scheinbaren l mdrehung
der Himmelskugel wieder in jenen gelangt, vergehen, da auf 24
Stunden 360 Grade kamen, 4Hi aequivalent Ty\
Denkt mau sich im nämlichen Zeitpunkte für das wahre
und das ideelle Sonnenzentrum den Deklinationskreis konstruiert,
so werden die beiden so entstehenden Stundenwinkel nicht gleich
gross sein, sondern, wenigstens im allgemeinen, eine gewisse
Differenz aufweisen. Dieser Unterschied zwischen mittlerer