Full text: Grundlehren der mathematischen Geographie und elementaren Astronomie

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Viertes Kapitel. 
tan ten Punkten dessen Erhebung über den Horizont misst, so 
überzeugt man sich erfahrungsmässig von der Wahrheit folgender 
Aussage : 
Gleichen linearen Entfernungen in der Nord¬ 
südrichtung auf der Erde entsprechen gleiche Meri¬ 
dianbogen an der Himmelskugel. 
Da nun, wie aus der Geometrie bekannt, ein solches Ent¬ 
sprechen einzig und allein bei konzentrischen Kreisen stattfinden 
kann, so folgt weiter: 
Die Erde ist, wenigstens innerhalb des vom Be¬ 
obachter betretenen Raumes, ein allseitig geschlos¬ 
sener Körper, dessen lückenlos zusammenhängende 
Oberfläche in der Nordsüdrichtung eine völlig 
gleich m ässige Krümmung besitzt. 
Fortsetzung. § 19» Nunmehr nehmen wir die auf der Mittagslinie senk¬ 
recht stehende O st Westrich tun g in Angriff. Der nach Westen 
vorrückende Beobachter bemerkt bald, dass alle Auf- und ebenso 
natürlich alle Untergänge eines beliebigen Gestirnes sich ver¬ 
späten, während sie umgekehrt, wenn er von .AVest nach Ost 
wandert, sich ver früh en. Sind die zur Beobachtung erwählten 
Orte aequidistant, so sind auch die erwähnten Zeitunterschiede, 
an einer genau gehenden Uhr gemessen, einander vollkommen 
gleich. Wir wissen aber, dass Zeit- und Bogenmass (s. § 13) 
einander proportional sind, und kommen zu dem Schlüsse: 
Dem Erdkörper kommt auch in ostwestlicher 
Richtung e i n e g 1 e i c h m ä s s i g e und stetig gekrümmte 
Oberfläche zu. 
Die Stereometrie lehrt, dass es nur einen einzigen Körper 
gibt, dessen Oberfläche eine nach zwei zu einander nor¬ 
malen Fortschreitun gsrichtu ngen gleichförmige Krüm¬ 
mung besitzt, nämlich die Kugel. Wir können uns daher die 
Gesamtheit unserer Wahrnehmungen nur in dieser Weise zurecht¬ 
legen : 
Die Erde ist eine zur Himmelskugel konzen¬ 
trische und in dem Hohlräume der letzteren frei 
schwebende Kugel. 
Ältere Vor- ^ ¿0. Seit P y t h a g o r a s ist diese hochwichtige Wahrheit 
und1 Beweis- bekannt, seit Aristoteles war sie in allen wissenschaftlichen 
griinde. Kreisen anerkannt, und auch in den finsteren Zeiten, welche der 
Völkerwanderung folgten, ging sie nicht gänzlich verloren. Erei¬ 
lich gilb es immer noch Zweifler, welche erst durch die grossen
	        
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