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Viertes Kapitel.
Der echte Bruch cc =
a — b
ist das Mass der sogenannten
Erdabplattung. Sie möglichst genau zu bestimmen, wurde
das grosse Unternehmen der Mitteleuropäischen Grad¬
messung begründet, welches bald noch grössere Ausdehnung
gewann, so dass die Europäische G r a d m e s s u 11 g s -
kommission für den weitaus grössten Teil unseres Konti¬
nentes Breiten- und Längengradmessungen vornehmen
lassen konnte. Da diesen ebensolche in Amerika, Ostindien,
Australien und Südafrika zur Seite stehen,
Umdrehuugsellipsoid ermitteln, welches sich
zwar nicht vollkommen genau, aber doch
Annäherung, anschmiegt. Wenn wir
so liess sich jenes
der wahren Erdform
mit sehr grosser
a — 6377 km, b = 6356 km, a =
setzen, so dürfen wir mit diesen Zahlen als
1
300
mit der Wahrheit sehr
(appr.
Fig. 12.
letzterer senkrecht stehende Normale schneide die grosse Achse in E unter
dem Winkel (p. Zieht man andererseits den Radius CD, so bildet derselbe
mit, der Hauptachse einen Winkel (pi.
Ersterer Winkel entspricht dem, was
wir bisher geographische Breite
nannten, letzterer wird geozentrische
Breite genannt. Nur für die Pole und
für sämtliche Aequatorpunkte ist (p — q>i,
sonst überall (p>ipu Während also
auf der kugelförmigen Erde geo¬
graphische und geozentrische
Breite übereinstimmende Be¬
griffe sind, ist auf der ellip-
soidischenErde die erste refast
stets grösser, als die letztere.
Die analytische Geometrie lehrt, dass, wenn xi und yi die rechtwinkligen
Koordinaten von 1) mit bezug auf ein Achsensystem sind, welches mit dem
der Ellipse zusammenfällt, folgende Beziehungen bestehen:
a2y 1 yi a2
tailg q' = Iññ' g 91 = xP tang <fJ = ~b2~ g ^1'
Da a nur wenig grösser als b ist, so ist auch die durch <£ EDC dargestellte
Differenz (<_p—cpi) niemals beträchtlich; ihren grössten Wert von fast 12'
erreicht sie für (p = 45° 6', cpi =44° 54'. Um diese stets kleine Differenz
dem Auge erkennbar zu machen, bedarf es einer überaus sorgfältig aus¬
geführten Zeichnung in grösseren Dimensionen, wie solche das treffliche
Lehrmittel Linggs darbietet, welches unter dem Namen „Das Erdprofil"
(München 1886) eine grosse Anzahl verwickelter Raumbeziehungen, die in
der mathematischen Geographie eine Rolle spielen, zur klarsten Anschauung
bringt.