Full text: Geographische Verkehrslehre für Schulen und zum Selbstunterricht

52 HI- Die einzelnen Zweige und die Bahnen des Weltverkehrs im besonderen. 
stete sorgsame Vervollkommnung in ihrem Ban und in ihrer Verwend¬ 
barkeit. Vor allem war man darauf bedacht, eine größere Schnelligkeit 
in der Fortbewegung zu erzielen. Für den gesteigerten Verkehr, nament¬ 
lich für den Transport von Kolonial-Artikeln, wie Reis, Zncker, Baum¬ 
wolle, die einen großen Raum einnehmen und rasch befördert werden 
müssen, reichten die alten Seeschiffe von kaum 1000 Tonnen Tragfähigkeit 
bald nicht mehr ans. Man brachte sie in unseren Tagen, ohne die Be¬ 
mannung und Ausrüstung erheblich vermehren zu müssen, auf den doppelten 
Tonnengehalt, und dadurch, daß man beim Baue der Segler das Verhält¬ 
nis der Länge zur Breite wie 3 zu 5, 3 zu 6, in manchen Fällen auch 
wie 3 zu 8 ansetzte, war auch die wünschenswerte Schnelligkeit erzielt. 
Dabei haben viele Segelschiffe den enormen Tonnengehalt von 5000 bis 5700. 
In der Zeit, als nach der Entdeckung der californischeu und austra¬ 
lischen Goldfelder es galt, den Bedarf an Waren für die neuen Gold- 
länder von Europa aus zu decken und da es keinen kürzeren Weg dahin 
gab, als um das Kap Hoorn, da war man auf möglichst rasche Fahrt 
bedacht. Man baute in England und Amerika die großen „Clipper", 
welche, mit Rücksicht auf Schnelligkeit, alles leisteten, was von einem 
Segelschiffe nur verlangt werden konnte, und dabei doch einen Gehalt von 
mehr als 2000 Tonnen hatten. Der erst große Clipper, „fliegende Wolke" 
genannt, segelte so rasch, daß er an manchen Tagen 374 Seemeilen zurück¬ 
legte und zur Fahrt von New-Iork nach San Francisco die knrze Zeit 
von 87 Tagen brauchte, während die Schiffe alter Bauart auf dieser Fahrt 
170 bis 180 Tage auf derselben Strecke unterwegs waren. Andere 
Clipper segelten noch rascher unb benötigten z. B. zur Fahrt von New- 
Jork nach Liverpool bie Zeit von 131/* Tagen, zur Reise von Liverpool 
nach Melbourne 74 Tage, von New-Iork nach Melbourne 61, von Eng- 
lanb nach China 92 bis 94 Tage, unb eine Strecke von ungefähr 6000 See¬ 
meilen würbe wieberholt in 23 Tagen zurückgelegt. Viele Segelschiffahrts¬ 
gesellschaften befaßen Fahrzeuge, welche, was rasche Fahrt betraf, mit 
Dampfern konkurrieren konnten. 
Trotz ber hochbebeutenben Leistungen ber Segelschiffe brachte boch bie 
großartige Neuerung, bie Dampfkraft als Motor für Seeschiffe zu ver- 
weubeu unb babnrch eine Unabhängigkeit von Witib itrtb Wetter zu er¬ 
zielen, bie Wirkung hervor, baß sich namentlich in bett letzten Jahren bes 
sechsten Decenninms unseres Jahrhnnberts der Übergang von der 
Segel- zur Dampfschiffahrt mit ungemeiner Raschheit zu vollziehen 
begann. Mußte man doch bald konstatieren, daß ein Dampfer durchschnitt¬ 
lich vier Fahrten in der nämlichen Zeit zurücklegt, in welcher das Segel-
	        
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