56 HI- Die einzelnen Zweige und die Bahnen des Weltverkehrs int besonderen.
schnelleren Zugkraft entsprechende Fahrwägen und stellte nach und nach Maschi¬
nen her, welche das Zwanzigfache ihrer Schwere fortzubewegen im stände
waren.
Die Begeisterung für deu Bau von Lokvmotiveisenbahnen griff trotz der
anfangs in der ganzen Welt gehegten Befürchtung wegen der Rentabilität,
nachdem auch bald erwiesen war, daß kein Verkehrsmittel zu Lande mit den¬
selben konkurrieren könne, allerorten ant europäischen Kontinente Platz, und man
schritt au den Bau mit Dampf betriebener Bahnen. 1835 eröffnete Belgien
die Linie: Brüssel — Mecheln, Ende desselben Jahres Bayern die
Linie: Nürnberg — Fürth, 1837 Sachsen die Strecke: Dresden —
Leipzig, 1838 Österreich die Strecke Wien — Wa gram, in demselben
Jahre Preußen die Strecke: Berlin — Potsdam, Braunfchweig die
Linie: Braun schweig — W o Isenbüttel. Was man sich von dem neuen
Verkehrsmittel für die nächste Zukunft für große Vorteile versprach, beweist
ant besten der Flug der Gedanken, mit welchem man dasselbe über die Land-
massen verbreitet zu sehen wünschte. Als kaum die Idee der Lskomotivbahnen
in England auftauchte, sollte Großbritannien von Süden nach Norden mit
solchen durchzogen werden, und int Jahre 1832 arbeitete der Nattonalökononi
Friedrich List eine Denkschrift aus, in welcher er auf einer Karte als End¬
punkte eines von ihm projektierten deutschen Eisenbahnsystems die Städte Danzig,
Thorn, Breslau, Prag, Chemnitz, Zwickau, München, Lindau, Basel, Köln,
Lübeck ntib als Knotenpunkte Berlin, Dresden, Leipzig, Magdeburg, Hannover,
Bremen und Hamburg verzeichnete.
Hinsichtlich feiner charakteristischen Formen bildete sich das Eisenbahnwesen in
den einzelnen Ländern ebenso verschieden aus, wie der Charakter der dieselben bewoh¬
nenden Völker, z. B. der Amerikaner, Franzosen, Engländer, Deutschen, ohne daß an
den Kardinalpnnkten und dem Endzwecke desselben etwas verändert worden wäre.
Die Errungenschaft der großen Schnelligkeit, größeren Wohlfeilheit, der Möglichkeit
gleichzeitigen Transports großer Massen, der gebotenen Pünktlichkeit un5 Regel¬
mäßigkeit, der genau bemessenen Art fcer Benützung, die fast unbegrenzte Er¬
sparnis an Zeit und Geld, ja sogar der Vorteil der beschränkten Zahl der
Haltepunkte mußten • allgemein und rückhaltslos anerkannt werden. Infolge¬
dessen nahm der Bau der Eisenbahnen, namentlich in den Epochen gedeihlichen
wirtschaftlichen Lebens der Völker, eine großartige und schnelle Ausdehnung an.
Im Jahre 1830 gab es aus der ganzen Erde erst 381 Kilometer Bahnen,
im Jahre 1860: 106,887 Km., im Jahre 1865: 145,114 Km., int Jahre
1870: 221,980 Km., im Jahre 1875: 294,400 Km., und im Jahre 1878
existierte bereits die ungeheuere Länge von 334,323 Km. oder 45,036 geogr.
Meilen. Hiervon kamen auf Europa 158,484 Km., Amerika 152,644 Km.,
Asien 14,279 Km., Australien 5590 Km. und Afrika 3326 Km. Die
höchste Ausdehnung der jährlich eröffneten Eisenbahnlinien entfallt auf die
Jahre 1871 — 1873, wogegen infolge der wirtschaftlichen Krise im Jahre 1874
unb 1875 ein namhafter Rückgang des Baues erfolgte, seit den Jahren 1876
und 1877 aber wegen ber eingetretenen Billigkeit ber Eisenbahnmaterialien
unb Maschinen ein nicht unbebeutenber Aufschwung im Baue sich zeigt. Um
uns eine rechte Vorstellung von ber Großartigkeit ber Eisenbahnunternehmungen
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