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weit aus, unterscheidet sich aber von den anderen Staaten dadurch, daß es als
Festlandmacht die neuen Besitzungen nicht über See suchte, sondern auf dem Land¬
wege immer neue Länder seiner Herrschaft unterwarf.
Besiedlung und Verkehr.
In alter Zeit sitzen die Menschen nach einem Ausspruche Platos um das
Mittelländische Meer wie die Frösche um den Sumpf.
Die Phönizier, durch die gegenüberliegende Insel Cypern auf die See gelockt
und bei ihrem Suchen nach der Purpurschnecke immer weitergeführt, benutzten
zuerst die Meeresströmungen des Mittelländischen Meeres und die Etesien des
Ägäischen Meeres und gründeten Faktoreien auf Cypern, Rhodus und Kreta.
Sie legten Palermo in Süditalien und Karthago in Nordafrika an. Um 1160
gründeten sie Gades (Cadix) und Sevilla, wohl die ältesten Städte Europas, und
durch sie oder ihre Tochtersiedlungen wurden Kartagena und Malaga angelegt.
Ihr Einfluß reichte weit über das Mittelländische Meer hinaus. Auf ihren Ophir-
fahrten gelangten sie unter Benutzung des Monsuns an der afrikanischen Küste
bis zum Sambesi, sie erreichten im W. die Kanarischen Inseln und suchten bei ihren
Tarsisfahrten (nach Spanien) auch die Zinninseln bei Südengland und sogar die
Nordsee auf. Daneben trieben sie Binnenhandel und führten die Edelmetalle als
Wertmesser ein, wodurch sie zugleich die erste Handelsgrundlage schufen. An
ihre Schiffahrtstraßen schlossen sich Landwege an, auf denen die Händler
wanderten. Uralt ist jedenfalls der Tauschhandel im Binnenlande, denn man hat
im Fränkischen Jura ägyptische Gewichtstücke und im Perigord die Zeichnung
einer russischen Antilope neben der eines Mammuts gefunden. Ägypter beteiligten
sich seit Raemses II. am Handel, aber das Monopol hatten trotz des ägyptischen
Wettbewerbes die Phönizier. Sie lieferten Sklaven nach aller Welt und hatten einen
feinen Spürsinn für die Bedürfnisse der von ihnen aufgesuchten Völker. Ihr Vor¬
dringen bis über die Säulen des Herakles war hoch anzuerkennen, denn im S. des
Mittelländischen Meeres verlaufen die Strömungen nach 0.; besonders an der
engen Stelle von Tunis beziehungsweise Karthago erschwert eine starke Strömung
die Schiffahrt, und in Gibraltar warten noch heute die Segler auf günstigen Ostwind,
um das offene Meer zu gewinnen. Ihre Schiffersagen über die Schrecknisse des
westlichen Mittelmeeres, wie sie uns in der Odyssee erhalten sind, vermochten
die Griechen nicht abzuhalten, das Meer zu befahren, wozu ihr reich gegliedertes
Land sie einlud. Um 600 gründeten sie bereits in Ägypten Faktoreien. Ägina
hatte lange Zeit hindurch den ersten Hafen. Die Ägineten waren kunstfertig,
wie später die Nürnberger, äginetisches Maß und äginetische Münzen waren überall
gültig. Nordische Erzeugnisse, wie Bauholz, Kaviar, Fleisch und Fische, kamen
vom Pontus zu den Griechen. Korinth blühte zunächst durch Landhandel auf,
und später wurde Athen, da der heimische Boden nur dürftige Schätze gewährte,
der Geburtsort einer lebhaften Industrie, besonders der Erzeuger von Leder-,
Metall- und Tonwaren, später der Meister in aller Wissenschaft und Kunst. Süd¬
italien wurde Großgriechenland genannt, und griechisch war das ganze Mittel¬
ländische Meer bis hin nach Massilia (Marseille).
Alexander der Große entschleiert die Karawanenstraße von Vorderasien
und die Griechen dringen nach Innerasien vor, aber zu derselben Zeit entsteht
im Mittelländischen Meere ein neuer Herrscher, Karthago, nach dem Zeugnisse