fullscreen: Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen (H. 3)

Georg Wilhelm. 
93 
Schweden und der Österreicher. Darum ließ sich die Neutralität nur 
durch ein starkes Heer schützen. Weil aber der Kurfürst nur über ge- 
ringe Streitkräfte verfügte, erwies sich seine Stellung bald als unmöglich; 
denn bei den Kriegsführenden hieß es: „Wer nicht für mich ist, der ist 
wider mich", und so behandelten die Schweden und die Kaiserlichen 
die Gebiete des Brandenburgers als Feindesland. 
Das Verhalten der Schweden zwang den Kurfürsten schließlich, die 
Neutralität aufzugeben und sich dem Kaiser anzuschließen. Sie richteten 
sich nämlich in Pommern häuslich ein und erklärten, daß sie das Land 
nach dem Ableben des Herzogs, welcher der letzte seines Stammes 
war, endgültig in Besitz nehmen würden. Da sie sich so über die bisher 
allerseits anerkannten Erbansprüche Brandenburgs einfach hinwegsetzten, 
suchte Georg Wilhelm sein Heil im offenen Anschluß an den Kaiser 
und trat dem Prager Frieden bei. Natürlich war das für die Schweden 
ein willkommener Grund, jetzt Brandenburg erst recht durch Raubzüge 
heimzusuchen. Nun hatten die Truppen, die das brandenburgische 
Gebiet schützen sollten, dem Kaiser den Fahneneid geschworen und waren 
dem Kurfürsten nur durch Handschlag verpflichtet. Darum nahmen sie 
von Georg Wilhelm keine Befehle an, hausten vielmehr ebenfalls 
ganz nach Willkür in dem armen Lande und sogen es furchtbar aus. Als 
dann der Kurfürst versuchte, ein eigenes Heer aufzustellen und Pommern 
zu erobern, da scheiterte das Unternehmen kläglich: seine Truppen ver¬ 
ginge» „wie Schaum auf dem Wasser", und die Folge waren neue 
verderbenbringende Einfälle der Schweden. Schließlich zog sich 
der Herrscher nach Ostpreußen zurück, das von den Wogen des Krieges 
kaum berührt wurde, und überließ seine Untertanen ihrem Schicksal. 
Wahrhaft furchtbar sah es damals in der Mark aus. Hunderte 
von Dörfern waren in Schutt und Asche verwandelt. Man konnte 
oft zehn Meilen weit wandern, ohne auf einen Menschen zn stoßen. 
In den Städten lagen viele Wohnhäuser in Trümmern, die übrigen 
sahen verwahrlost ans und beherbergten nur verarmte Bürger. Die 
Zahl der Einwohner Berlins war von 20000 aus 6000 gesunken. 
Die meisten Häuser dort machten einen kläglichen Eindruck;' selbst das 
kurfürstliche Schloß bot einen schlimmen Anblick: die Löcher im Dache 
hatte man notdürftig mit Dielen überdeckt, weil zu einer ordentlichen 
Ausbesserung kein Geld vorhanden war. 
Es wurde höchste Zeit, daß eine kräftige Hand das Ruder ergriff, 
wenn nicht alles verloren gehen sollte, was die Hohenzollern in jähr- 
hundertelanger Tätigkeit erarbeitet hatten. Da bedeutete es denn ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.