Full text: [Teil 5] (Teil 5 = (Für Untersekunda))

Europa. 
Europa ist nicht wie Afrika, die beiden Amerika oder Australien ein rings 
vom Meer umflossenes Festland, sondern nur ein westlicher Vorsprung Asiens, 
nicht selbständiger als Vorderasien oder die südlichen Randgebiete Asiens. 
Nur infolge des Umstandes, daß zwischen der Mitte von Europa und seinen 
Gliedern stets Wechselbeziehungen statthaben konnten und daß ihre Bewohner 
sich beeinflußten, konnten die Europäer eine länger andauernde und selbständige 
Entwicklung nehmen und daraus das Recht herleiten, ihren Wohnort als einen 
eigenen Erdteil zu bezeichnen. 
Durch die Landesnatur läßt sich die Selbständigkeit Europas nicht erweisen, 
denn der größte Teil des osteuropäischen Tieflandes trägt dasselbe Gepräge wie 
die asiatischen Nachbargebiete und müßte deshalb eigentlich als Halbasien noch 
mit zu Asien gerechnet werden. 
Doch hat man sich gewöhnt, das Uralgebirge als die Grenze gegen Asien 
anzusehen, während man bis in das 18. Jahrhundert hinein den Don als die Grenze 
Europas betrachtete. Südlich vom Uralgebirge legt man die Grenze wohl am 
besten nicht in den Uralfluß, der kein Merkmal einer Grenze an sich hat, sondern 
auf die das Uralgebirge fortsetzenden Höhen bis zum Kaspischen Meere und von 
dort zum Schwarzen Meere durch die Manytschniederung. Den Kaukasus rechnet 
man allgemein zu Asien, obwohl er die Fortsetzung des Jailagebiiges ist. 
Je nach der Grenzlinie und je nachdem, ob man die arktischen Inseln und 
die westafrikanischen Inseln zum Erdteil rechnet oder nicht, schwankt die 
Größe Europas zwischen 9 250 000 und 10 330 000 qkm, so daß man zweckmäßig 
die Zahl von 10 Millionen Quadratkilometer ansetzt. 
Bodenform. 
Form und Aufbau des Erdteiles haben eine lange Entwicklungsgeschichte 
hinter sich. Die große Masse des nordöstlichen Europa ist ein großes Tafelland, 
das in neueren Zeiten keine größeren Umwandlungen mehr erfahren hat. Nur 
in seinem NW., wo es an den „Baltischen Schild“, eine große aus Urgestein 
bestehende Masse, anstößt, hat es durch die Gletscherbewegung Veränderungen 
erlitten. Nordwesteuropa besteht aus einem sehr alten Gebirge, das durch zahl¬ 
reiche Einbrüche und gegenseitige Höhenverschiebung der einzelnen Erdschollen 
seine Form erhalten hat und im Laufe einer langen Entwicklungsgeschichte zu 
tafelförmigen Landstrichen und flachgewölbten Kuppen und Rücken abgetragen 
worden ist. Zu diesem Schollenlande gehören die hochliegenden Massen von 
Norwegen und Schottland, von Südfrankreich und Mitteldeutschland sowie die 
weniger gehobenen Rumpfschollen von Irland und England, Nordfrankreich und 
Norddeutschland. 
Von diesen älteren Teilen Europas unterscheidet man Landstriche jüngerer 
Faltung, besonders den südeuropäischen Faltengürtel, der sich von den Pyrenäen 
durch die Alpen und Karpaten zum Balkan und Kaukasus, ferner zur Sierra 
Nevada, zum Apennin und durch die Dinarischen Alpen bis nach Griechenland
	        
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