Die Apennin-Halbinsel.
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des Langobardenreiches. An jeder der sich zur Ebene herabsenkenden Alpenstraßen
liegt ein' Grenzort für den Warenverkehr: Susa an der Straße über den Mont Cenis,
Aösta an den Straßen über den Kleinen und Großen St. Bernhard, Domo d'Ossola
an der Straße über den Simplon. Die am Südfuße der Alpen liegenden Städte
Como (?), Bergamo und Brescia sbreschas sind Sitze der Seidenweberei. Die
Festungen Mäntua und Verona decken zwei wichtige Verteidigungslinien (erkläre!)
Padua ist „die Gelehrte" wegen ihrer berühmten Hochschule. Von hier ist Eisen«
bahnverbindung nach Venedig, unter den Städten Italiens als „die Schöne"
gepriesen. Es wurde von Venetern, die vor den Hunnen flüchteten, zwischen den
Sümpfen der Brenta auf zahlreichen Inseln erbaut und ist daher von Kanälen durch¬
zogen; im Mittelalter galt es wegen seines großartigen Handels als „Königin der
Meere" und wurde von einem Dogen sdödschenj regiert, der in dem Palast am Markus¬
platze, „dem schönsten Platze der Welt", seinen Sitz hatte (150).
2) Am Po liegen: Turin, von den Römern zur Beherrschung der Alpen¬
straßen über den Mont Cenis und den Kleinen St. Bernhard angelegt, war bis
1869 die Hauptstadt des Königreichs Sardinien (360). Flußabwärts liegen Pia-
cenza spiatschenzaj und Ferrara.
3) S. des Po liegen: Alessändria (?), einst von den lombardischen Städten
gegen den deutschen Kaiser Friedrich I. angelegt und noch immer starke Festung.
Weiter gegen O. folgen an der an die Stelle einer alten römischen Heerstraße
(Via Emilia, s. u.) getretenen Eisenbahn: Parma und Modena, beide Städte
einst Hauptorte von Herzogtümern, ferner Bologna, in der Hohenstaufenzeit eine
Hauptstütze der Päpste gegen die Hohenstaufen und die älteste Universität Europas
(seit 1158). Noch früher blühte Ravenna, im 5. Jahrh. der Sitz Dietrichs von
Bern (d. i. des Ostgotenkönigs Theoderich), einst Hafenstadt.
210] 2. Der Apennin. Der Apennin beginnt bei dem Altare-
passe und durchzieht als ein graukalkiges Kettengebirge die Halbinsel ihrer
ganzen Länge nach. Teile des Gebirges sind:
a. Der nördliche Apennin zwischen dem Altarepasse und der Tiber¬
quelle. Er umzieht als Ligurischer Apennin H den Golf von Genua
und reicht als Etruskischer Apennins bis zur Tiberquelle. Die
herrlichen n. Uferlandschaften, die Riviera, d. i. Gestade, sind vor Nord¬
wind geschützt, deshalb auch im Winter mild und viel besucht (San
Remo). Vgl. Bild 27.
b. Der mittlere Apennin liegt zwischen den Quellen des Tiber und
des Voltürno. Er bildet in seinem n.w. Teile den Römischen Apennin
und verzweigt sich im s.ö. Teile zu der waldbedeckten, wilden Hoch-
gebirgsgruppe der Abruzzen. Hier erreicht der Apennin in dem 2900 m
hohen Spitzberge des Gran Sasso (d. i. Großer Fels) seine höchste
Erhebung und zugleich seine größte Annäherung an das Adriatische Meer;
da die Abruzzen nur im O. von dem Tale der Pescara durchbrochen
sind, so bilden sie eine natürliche Bergfestung und sind daher wohlgeeignet
zur Verteidigung?) — Dem Hauptkamme des mittleren Apennins ist nach
W. das Bergland von Toskana vorgelagert; es ist reich an male¬
rischen Landseen, deren größter der See von Perugia sperüdscha) ist,
der „Trasimenische See" der Alten.
6. Der südliche oder Neapolitanische Apennin liegt s.ö. von der
Quelle des Voltürno. Er spaltet sich in zwei Flügel: der n.ö. Flügel
durchzieht als niedere Landhöhe die Halbinsel Apülien, der s.w. Zweig
bildet das Bergland der Halbinsel Caläbrien. — Zu beiden Seiten des
H Nach den Ligurern benannt.
2) Desgleichen nach den Etruskern.
3) Sie waren Sitz der von den Römern gefürchteten Sabiner.
Hummel-Koch, Grundriß der Erdkunde. ?. Aufl.
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