180 Die deutschen Kolonien.
läßt, finden sich größere Seetiefen. Die Küste ist hiernach meist flach und an
wirklich guten Häfen arm.
Zu den besten Hafenplätzen zählen folgende: Daressalam, die größte Stadt
des Gebietes und Sitz der Regierung; nördlich davon Pangani und Tanga;
südlich Kilwa, Lindi und Mikindani. Bagamojo hat nur eine offene Reede;
von hier aus führt eine Karawanenstraße über Tabora nach den großen Seen.
Die mittlere Jahreswärme der Küste beträgt 26° und bleibt durch alle Jahres-
und Tageszeiten ziemlich unverändert. Das Klima hat also Tropencharakter.
Da das Land im Gebiete des Südostpassates liegt, empfängt es seine
Niederschläge vom Indischen Ozean her; dieselben weisen zwar starke Schwan-
kungen aus, sind aber in einzelnen Teilen, besonders an den Ostabhängen der
Randgebirge, meist ansehnlich. Hier entspringen denn auch alle größeren Flüsse.
Eine nur bescheidene Stromentwicklung erreichen die Flüsse Wami und Kingani,
da hier der ozeanische Abhang Ostafrikas seine geringste Breite hat. Länger ist
der am Kilimandscharo wurzelnde Laus des Pangani. Rusidschi und Rovüma
im Süden haben geräumigere Wassergebiete, da hier die Randgebirge von der
Küste zurückweichen. Alle diese Flüsse führen Wasser zu allen Jahreszeiten,
sind indes infolge von Stromschnellen höchstens im Unterlaufe schiffbar.
Binnenland. Den westlichen Saum der Küstenebene begrenzen die
malerischen, Wasser- und waldreichen Randgebirge des Ostafrikanischen Plateaus:
das Usambära-, Usagära- nnd Uhehegebirge: letzteres, bis gegen 2000 m
hoch, tritt in weitem Bogen bis an den Nyassasee zurück. Aus die Raud-
gebirge folgt dann eine tiefe Grabensenkung, an deren Nordende der Kilima-
Ndscharo aufsteigt. Sie scheidet die Randgebirge von den ausgedehnten Hoch¬
flächen des Innern (1009 m und darüber), die sich bis zur Einbrnchsspalte der
großen Seen erstrecken. Weite Strecken dieses Gebietes sind abflußlos und leiden
unter langer Trockenheit. Auch besteht der Boden vorherrschend aus Latent,
jenem Gestein, das so leicht der Landschaft den Charakter der Steppe oder
Wüste verleiht. Infolge davon bilden Savannen mit mannshohen Gräsern
und Strauchsteppen die vorwaltende Vegetationsform des Ostafrikanischen Plateaus.
Produkte von Deutsch-Ostafrika. Tabak und Kaffee haben die gehofften
Erfolge nicht gebracht; es wird daher jetzt mehr und mehr die Erzeugung jener
Produkte erstrebt, die das ganze Land hervorbringt und für welche sich stets
Absatz findet. Als solche tropische Massenprodukte sind zn nennen: die Getreide-
arten des Landes (Mais und Reis), Ölpflanzen (Sesams, Erdnuß, Kokospalme),
Gespinstpstanzen (Sisalagave, Bastbanane) und die hochwichtigen, von der
Industrie so stark begehrten Artikel Kautschuk und Baumwolle. Der Anbau
von Baumwolle ist in den deutschen Kolonien deshalb von besonderer Wichtigkeit,
weil unsere einheimische Textilindustrie im Jahre 300 Mill. Mark sür Baumwolle
ausgibt. Für deren Erzeugung ist der Boden in Ostafrika wie Togo bestens
geeignet.^) Die Gewinnung der vorgenannten tropischen Massenartikel, vornehmlich
von Öl, Hanf, Kautschuk und Baumwolle, sichert wohl auch die Zukunft Deutsch-
Ostasrikas.
J) Eine Krautpflanze, deren Samen gutes LI liefern.
2) Die Baumwollausfuhr von Deutsch-Ostafrika erreichte 1904 bereits rund 1000 Ballen
a. M. 500.