139
dem Krater empor. Die Luft ist mit Schwefel- und Kohlendämpfen angefüllt,
und dickflüssige, 8—10 m hohe Lavamasfen schieben sich langsam an der Seite
des Berges hinunter. Die Menschen, die an solchen bedrohten Stellen wohnen,
flüchten dann eiligst mit ihren Habseligkeiten. Nach wenigen Stunden sind Haus
und Hof mit einer hohen Lavaschicht überzogen, und nur Trümmer verraten den
Ort, wo sie ehedem gestanden. — Am Fuße des Vesuvs liegen die beiden 79 n. Chr.
verschütteten Städte Herkulanum und Pompeji. Pompeji ist jetzt aber zum
größten Teil wieder ausgegraben.
9. Die Insel Sicilien wird durch die Straße von Messina vom Fest¬
lande getrennt. Sie ist bekannt durch ihre vielen (4400) Schwefelgruben. Im
Osten der Insel liegt der Etna, der größte Vulkan Europas. Die Hauptstadt
ist Palermo, die bedeutendste Handelsstadt aber Messina.
10. Westlich von der Halbinsel liegen die Inseln Sardinien, deren
Küstenbewohner sich vielfach vom Fange der Sardinen und Sardellen nähren,
und Elba, der erste Verbannungsort Napoleons I.
21. Die Lalkanhalbittsel.
1. Boden, Klima und Bodenerzeugnisse. Die ganze Halbinsel ist — die
Wallachische Tiefebene abgerechnet — von schönbewaldeten Bergketten durchzogen.
Die hauptsächlichste davon ist der Balkan. Das Klima ist im allgemeinen
milde, besonders im S., wo selten Schnee fällt. Die Sommer sind heiß und
regenlos, die Winter nur im Donauthal rauh und kalt. Weizen, Mais, Tabak
u. s. w. gedeihen vorzüglich, und im S. reifen Oliven, Feigen und selbst
Datteln. Auch Baumwolle wird vielfach angebaut, und ganze Äcker sind nicht
selten mit Rosen bepflanzt, aus denen Rosenöl gewonnen wird.
Die Staaten der Balkanhalbinsel sind:
a. Die Türkei. (Nicht ganz 2/s von Deutschland — 8V2 M. E.)
2. Geschichtliches. Die Türken kamen im 14. Jahrhundert nach Europa
und eroberten 1453 auch Konstantinopel, den letzten Rest des morschen oströmischen
Reiches. An die Stelle des Christentums trat nun die mohammedanische Lehre.
Aber unter der Herrschaft des Sultans und seiner Paschas sank das Land immer
tiefer von seiner frühern Höhe herab. Da wurde kein Weg angelegt, keine Brücke
gebaut. Die Mineralschätze des Bodens bleiben noch heute vielfach unbeachtet liegen,
und selbst die fruchtbarsten Gefilde sind stellenweise zur Einöde geworden. Das Land
ist daher in eine ungeheure Schuldenlast geraten, und der Sultan gleicht einem
„kranken Manne", von dem ein Glied nach dem andern sich ablöst. Schon 1821
rissen sich die Griechen von der Türkei los, und durch den Berliner Frieden von
1878 verlor die Türkei Montenegro, Serbien und Rumänien, die für selbst¬
ständige Staaten erklärt wurden. Bosnien, die Herzegowina und Bulgarien ge¬
hören zwar dem Namen nach noch zur Türkei, doch werden die beiden erstgenannten
Länder von Österreich verwaltet, während Bulgarien einen besonderen Fürsten hat.
3. Städte. Die Hauptstadt der Türkei ist Konstautinopel (900 T.).
Konstantinopel liegt an der 2V2 km breiten Straße von Konstantinopel.
Das goldene Horn, eine schmale Meereszunge, trennt die eigentliche Stadt von
den Vorstädten Gälata und Pera, wo vornehmlich die „Franken" (die nicht von
der Balkanhalbinsel stammenden Europäer) und die fremden Gesandten wohnen.
Einen schönen Anblick gewährt die Stadt vom Meere aus. Gleich im Vorder¬
gründe erblickt man das Serail (ßeräj), den Palast des Sultans, für sich allein
schon eine Stadt voller Paläste und Gärten. Hinter dem Serail sieht man
gewaltige Häusermassen, aus denen sich zahllose Kuppeln prächtiger Moscheen und