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Ziel.
Mit der Regierung Kaiser Wilhelms II. wollen wir uns heute
beschäftigen.
Darbietung
des Stoffes durch Vorerzählen des Lehrers.
a) Kaiser Wilhelms Thronbesteigung. Am 15. Juni
1888 wurde Wilhelm II. König von Preußen und Kaiser von Deutsch¬
land. Damals sprach er zu seinem Volke: „Aus den Thron Meiner
Väter berufen, habe Ich die Regierung im Aufblicke zu dem Könige
aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiele Meiner
Väter Meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmig¬
keit und Gottesfurcht zn pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohl¬
fahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer,
dem Rechte ein treuer Wächter zu sein." Das ganze Volk freute sich
über dieses Versprechen. Einige Tage nach der Thronbesteigung ver¬
sammelten sich die Abgeordneten des deutschen Volkes in Berlin und
gelobten dem Kaiser Treue und Gehorsam. Auch die deutschen Fürsten
kamen nach Berlin, um zu zeigen, daß alle Deutschen einig und fest
zusammenhalten. Kaiser Wilhelm wußte, daß viele ihn für einen kriegs¬
lustigen Herrscher hielten. Daher sprach er zu jener glänzenden Ver¬
sammlung: „Ich bin entschlossen, Frieden zu halten mit jedermann,
soviel an Mir liegt."
b) Wie Kaiser Wilhelm den Frieden zu erhalten sucht.
Die erste Sorge Kaiser Wilhelms bei seinem Regierungsantritt war,
den Frieden in Europa zu schirmen. Deshalb fuhr er noch im Sommer
des Jahres 1888 auf einem Schiffe über die Ostsee nach Rußland.
Dort wollte er den russischen Kaiser für den Frieden gewinnen. Von
Rußland reiste er zu den Königen ven Schweden und von Dänemark
und machte sie sich zu Freunden. Auch den Kaiser von Österreich und
den König von Italien besuchte er, schloß mit ihnen Freundschaft und
befestigte dadurch den „Dreibund". In Rom machte er dem Papste
Leo XIII. einen Besuch. Eine Friedensfahrt war seine Reise
im Oktober 1898 nach Palästina. Er nahm dort an der Einweihung
der evangelischen Erlöserkirche teil. Außerdem besuchte er alle die
heiligen Stätten, wo einst Christus geweilt hatte. Den deutschen Ka¬
tholiken schenkte er einen Platz zum Bau einer Kirche. — Unser Kaiser
ist sich wohl bewußt, daß der Friede am besten durch ein tüchtiges