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ausgedehnt, alles Leben unter sich begrabend und vernichtend, hatte
sich immer weiter verbreitet, ganz Nordostdeutschland und so auch unser
Land bedeckt, und noch weiter südlich hatte es sich vorgeschoben. Da
nahm die Sonne den Kamps gegen das Eis auf^ Aber nur ungern
ließ es sich aufhalten, und nur widerstrebend wich es zurück, immer
wieder drang es vor, und wenn es durch einen besonders heftigen Angriff
bis auf eine Linie zurückgedrängt war, dann blieb es hier lange stehen
und suchte den Platz zu behaupten, bis wieder ein kräftiger Vorstoß
der Sonne kam und es nun doch zum weiteren Zurückweichen zwang.
Überall aber, wo so ein hartnäckiger, langwieriger Kampf statt¬
fand, da floß das schmelzende Wasser in Strömen vom Südrand der
Eismasse herab und spülte gewaltige Rinnen aus in dem Lande am Fuße
des Eisgebirges.
Laßt mal aus einer Gießkanne, der ihr die Tülle abgenommen
habt, den Wasserstrahl auf weiches Erdreich schießen: ihr seht dann bald,
es entsteht ein Loch; oder denkt euch, wie im Frühjahr, wenn mal plötzlich
Wärme eintritt und die Sonne auf den Schnee brennt, der auf schrägen
Dächern liegt: wie dann das Schneewasser und das Wasser der schmel¬
zenden Eiszapfen zur Erde pladdert und unten am Boden eine lange
Rinne im Erdreich schafft; und nun denkt euch statt dessen die unendlichen
Wassermassen des geschmolzenen Eises aus mächtiger Höhe in ununter¬
brochenem Sturze herabklatschend; was muß das für Rinnen in die
Erde gerissen haben! Rinnen, in deren Boden all das Wasser natürlich
nicht einsickern konnte, sondern in denen es rauschend und brausend und
schäumend, der Senkung der Erde folgend, vorwärts schoß, bis es in
eine andre, noch größere Rinne kam und schließlich ins Meer. Dabei rissen
diese gewaltigen Wasserströme ihr Bett natürlich immer breiter und
tiefer.
Ihr könnt euch heute noch eine Vorstellung von der Breite und
Tiefe dieser Ströme machen. Denn auch durch unsern Netzegau floß
so ein Strom; auch hier hatte das Eisgebirge stillgehalten zu einem letzten,
verzweifelten Kampf gegen die siegende Macht der Sonne.
Etwa in der Mitte des damaligen Strombettes fließt heute recht
zahm und still die Netze hin; die Höhen der Berge südlich und nördlich
der Netze waren die Ufer des mächtigen Stromes, alles Land dazwischen
war von seinen tosenden Wogen bedeckt. Das Eis aber zog sich weiter
zurück, nach Norden, über die Ostsee, nach Skandinavien hinüber, woher
es gekommen war.