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die älteste konstitutionelle Monarchie, deren Verfassung vorbildlich ge-
worden ist. Zugleich ist es aber auch ein Weltreich, das an Aus-
dehnung nicht einmal vom Russischen Reiche und an Volkszahl selbst
von China nicht übertroffen wird. Im Gegensatze zu Rußland erstreckt
es sich aber nicht über eine zusammenhängende Landmasse, sondern um-
faßt Gebiete, die über die ganze Erde zerstreut sind. (Vgl. D. Sch.-A. 46/47.)
Das ist seine Stärke, denn es vereinigt in sich die Produkte aller Zonen,
aber auch seine Schwäche, weil die Verteidigung schwierig ist. Der Haupt-
besitz ist wegen seines Reichtums und seiner Volkszahl Indien, und die
Zugänge zum Indischen Ozean sind durch verschiedene Kolonien gesichert
(vgl. Gibraltar, Malta, Cypern und Aden). Von den übrigen Kolonien,
sind besonders diejenigen wichtig, die von Weißen besiedelt sind und sich
selbständig regieren, mit dem Mutterland also nur in loser Verbindung
stehen. Den bedeutendsten amerikanischen Kolonialbesitz, die Vereinigten
Staaten, hat England schon im 18. Jahrhundert verloren.
Übersicht des britischen Weltreiches.
qkm Einwohner
1. Bereinigtes Königreich 300000 44 300000
2. Kaisertum Indien 4800000 295 200000
3. Selbständige Kolonien:
in Nordamerika (Kanada und Neufundland) .... 9800000 5 900000
Australien und Neuseeland 8 200000 5 400000
in Südafrika (Kapland, Natal, Transvaal u. Oranjekol.) 1200000 5 400000
4. Unselbständige Kolonien u. Schutzgebiete 5 200000 38 000000
5. Türkische Länder unter brit. Verw. (Ägypten u. Sudan) 2 700000 13 700000
Britisches Weltreich 32 200000 407 900000
tFast bei viert« Teil der festen Erdoberfläche und mehr als der vierte Teil der ganzen Menschheit steht
unter britischer Herrschaft!)
§ 129. England. Die drei Gruppen des englischen Gebirges
find: das niedere Gebirge der Halbinsel Cornwall, 'das Gebirge
von Wales, das einzige auf englischem Boden, das 1000m Gipfel-
höhe erreicht, und das nordenglische Gebirge.
Das englische Tiefland ist nur stellenweise wirkliche Ebene, meist
aber welliger oder hügeliger Boden. Ein Hügelzug durchstreicht das
Land in einem Bogen vom Hristolkanal bis nach der Landschaft Jork-
Der Hauptabdachung folgend, strömen die Flüsse von W. nach £).: so
die Themse, Englands größter Fluß, die südliche Ouse (üß) und
der Humber (hamber), der sich aus zwei einander entgegenkommenden
Flüssen, dem Trent und der nördlichen Ouse, zusammensetzt. Nur der
Severn macht eine Ausnahme, indem er den mittleren Hügelzug nicht
zu durchbrechen vermag, sondern zwischen diesem und dem Hochlande von
Wales nach S. zum Bristolkanal fließt. Obwohl die Flüsse wegen der
geringen Breite des Landes nur klein sind, führen sie doch, dank der
großen Regenmenge, reichlich Wasser und besitzen trichterförmige Mün-
düngen, die zur Flutzeit selbst großen Schiffen das Einfahren gestatten.
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