Object: Geschichte des Mittelalters und der Reformationszeit (Teil 8)

§ 27. Die Zustände im Zeitalter der Staufer. 127 
man sie vor Schlafengehen mit Stroh oder strohgefüllten Kissen. Statt 
des Deckbettes nahm man Kissen. Die Wohlhabenderen verlangten nach bei den Wohl- 
Besserem. Wohl gebrauchte man auch in den Schlössern außer Bettstätten 6oBenbeiL 
die Bänke, selbst die an den Wänden des Saales, wenn viel Fremde auf 
einmal vorgesprochen hatten, als Nachtlager, aber man richtete sie bequemer 
zu. Solcherlei Polsterkissen liebte man auch beim Sitzen, wie ja überhaupt 
vor dem Aufkommen des Kamins und des festen Verschlusses der Fenster 
trotz des brennenden Herdfeuers im Winter in den zugigen Räumen warme 
Kleidung erforderlich war. — Noch waren die Wände kahl; nur bei fest- 
lichen Gelegenheiten behing man den Saal mit bunten Tüchern, in die 
später Bilder eingenäht oder eingestickt wurden. Zur Bank gesellte sich 
auch der Einzelsitz, der Stuhl, meist ohne Arm- oder Rückenlehne. Die 
übrigen Einrichtungsstücke waren ebenfalls recht schlicht: Thon oder Holz 
waren die Stoffe, aus denen die Tischgeräte bestanden. Der Reiche nahm 
statt dessen Zinn und Silber oder grünes Glas. 
Die Burgen der Fürsten und reichen Ritter sind bereits geschildert. Wohnung. 
Ärmlich war dagegen das Heim des ärmeren Ritters: Ein Bergfried mit 
einem angebauten Häuschen, beides von einer Mauer umgeben. Der freie 
Bauer oder der in Zeit- oder Erbpacht stand, hatte im Süden sein Haus 
noch nach fränkischer, im Norden nach sächsischer Art errichtet. Der Rauch, 
der vom Herde ausstieg, entwich durch die Thür oder durch das oben im 
Dache befindliche „Windauge". Dasselbe verschwand und wurde durch 
Fenster an den Wänden ersetzt, seit die Backöfen und die Schorn- Öfen, 
steine aufkamen.2) 
Auf dem Lande wie in der Stadt verwandte man beim Häuferbau Häuserbau. 
lange Zeit hindurch noch immer lediglich Holz und Lehm. Die Dächer 
deckte man mit Rohr und Stroh. Der Steinbau wurde zuerst bei den 
Kirch- und Burgbauten und bei dem der Stadtmauer angewandt. Die 
Fenster standen im Sommer gewöhnlich offen; bei schlechtem Wetter und Fenster, 
im Winter verstopfte man sie mit Tuch oder Stroh oder man brachte Holz- 
latten vor ihnen an. Glas war lange sehr teuer; erst im 14. und 
15. Jahrhundert wurde es zum Verschluß der Fenster benutzt. 
Die Straßen waren eng und uneben, dazu im westelbischm Deutsch- Die Straßen, 
land krumm. Stand fürstlicher Besuch in Aussicht, dann ließ man den 
Dung und was sonst noch alles da lag, hinausschaffen und legte über tiefe, 
mit schmutzigem Waffer gefüllte Stellen Stroh und Bretter. Eine allge- 
meine Pflasterung gab es vor dem 15. Jahrhundert nicht in Deutschland. 
Bei solcher Unreinlichkeit und dem engen Zusammenwohnen war es nicht Die Städte 
verwunderlich, daß die Städte Brutherde gefährlicher Krankheiten bildeten. ^Zeuchen^ 
Seuchen verbreiteten sich mit furchtbarer Schnelligkeit und schrecklicher Ge- 
walt. Nicht minder entstanden bei der Vorliebe für Holzbauten oft um¬ 
fangreiche Feuersbrünfte. Feuerspritzen gab es aber erst seit dem 16. Jahr- Brände, 
hundert. Selbst die strengsten Verordnungen des weisen Rates waren nicht 
vermögend, Ordnung und Ruhe in den Straßen, am wenigsten am dunkeln 
1) Seit dem 16. Jahrhundert drang der Kachelofen durch. 
2) Die Schornsteine kamen um 1380 auf.
	        
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