Full text: [Teil 2 = Obere Stufe] (Teil 2 = Obere Stufe)

54 Kursus III. Abschnitt I. §§ 25. 26. 
Die Dellowstone-Geifire (Fig. 39) im NW. von Wyoming in den Rocky Mountains 
liegen auf einem vulkanischen Plateau zwischen den Quellen des Jellowstone und Missouri 
und wurden 1871 entdeckt. Jene Gegend, der Nationalpark, zeigt überall Spuren 
vulkanischer Thätigkeit: heiße Quellen, Fnmarolen, Schlammvulkane, Geisire, Sinterkegel, 
Basalte, Tuffe und Lava. Die Flüsse haben tiefe Thäler in die letzteren geschnitten, in 
welchen sich mächtige Ablagerungen von Schwefel und prachtvoll rotgrün und gelb gefärbtem 
Kieselsiuter finden. Die Zahl der heißen Quellen beträgt 1000, die der thätigen Geisire 30. 
Der White Mountain Geisir besteht aus einer 20 m mächtigen Ablagerung von schneeweißem, 
terassensörmig gestaltetem Kieselsinter. Der Giant Geisir wirft in Zwischenräumen von mehr 
als 3 Tagen 80 Minuten laug eine 2 m starke Wassersäule 45 m hoch; der Old Faithsull Geisir 
ist stündlich thätig und sendet das Wasser ebenfalls 45 in hoch. 
Auf der nördlichen Insel von Neuseeland finden sich 500 heiße und Dampfquellen auf 
einem Räume von 2 englischen Quadratmeilen; die großartigste der Springquellen ist die 
Tetarata mit einem Bassin von 26 in Länge und 20 in Breite, 10 in Tiefe und terassen- 
förmigen Kiefelsinterablagerungen. 
C, Verbreitung der Pflanzen. (Pflanzengeographie.) 
(§ 26.) Die äußeren Bedingungen des Man^enlebens. (Vergl. §§ 10—12 y 
Die Pflanzengeographie hat die Aufgabe: 1) die Verbreitung des 
Pflanzenreichs auf der Erde und die für die verschiedenen Gegenden 
sich ergebenden Verhältnisse zu schildern und 2) die dabei thätigen 
Ursachen und Gesetze zu erforschen. 
Die Hauptbedinguugeu für das Vorkommen und die Verbreitung der Pflanzen 
auf der Erde siud: 1) das Klima, d. h. die Verteilung des Lichtes, der Wärme 
und Feuchtigkeit, uud 2) die physikalische und chemische Beschaffenheit 
des Bodens. 
Mit der Zunahme der Wärme wird die Vegetation reicher an Formen und 
großartiger uud erhabener an Gestalten. „Ungleich ist der Teppich gewebt, welchen 
die blütenreiche Flora über den nackten Erdkörper ausbreitet: dichter, wo die Sonne 
höher an dem nie bewölkten Himmel emporsteigt; lockerer gegen die trägen Pole 
hin, wo der wiederkehrende Frost bald die entwickelte Knospe tötet, bald die 
reifende Frucht erhascht." (Humboldt, Ansichten der Natur.) — Die Wärme 
bedingt das Verhalten der Pflanzenwelt in den verschiedenen Jahreszeiten in 
unserer Zone, erweckt die Pflanzen im Frühliuge aus dem Winterschlafs, führt 
sie während des Sommers durch alle Entwicklungsstufen, bewirkt im Herbste 
die allmähliche Abnahme der Vegetationsthätigkeit und im Winter das Erlöschen 
derselben oder einen vorübergehenden Ruhestand. — Die Verteilung der Wärme 
auf der Erde ist also eine der wichtigsten Ursachen, welche die Verschiedenheit 
in der Bildung der Pflanzendecke verursacht. Neben der Wärme nnd mit 
ihr wirken Feuchtigkeit (§ 12) und Dichtigkeit der Luft, das Licht und die 
Winde (§ 11), also alle die Umstände, welche das Klima eines Erdstriches be- 
dingen. Auch die mineralogische Unterlage, auf welcher die Pflanzen gedeihen, 
darf bis zu einem gewissen Grade nicht unterschätzt werden; doch hat die Physika- 
lische uud chemische Beschaffenheit des Bodens nur Eiufluß auf die lokale Ver- 
teiluug der Pflanzen.
	        
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