128 Die Rheinprovinz. §. 59.
Rheinhafen der industriereichen Wupperstädte, gleichzeitig mit deren
Aufschwung, zu ihrer.? heutigen Bedeutung gelangte; Ruhrort, ander
Mündung der Ruhr, ward durch den Besitz des besten Hafens am
preußischen Niederrhein seit der außerordentlichen Zunahme der Kohlen-
gewinnung im Ruhrgebiete und der sich daran knüpfenden Industrie
ein lebhafter Handelsort, der dem ehemals bedeutenden Duisburg
(30,000 E.) einen Theil feines Verkehrs entzog. Ebenso betheiligen
sich die Festung Wesel, an der Müudung der Lippe, und Emmerich,
die letzte deutsche Rheinstadt gegen N., mit trefflichem Hafen, an Han-
del uud Schifffahrt. Die größte industrielle Thätigkeit der rechten
Rheinfeite concentrirt sich in dem Mittlern Wupperthale und dem un-
teru Ruhrthale, sowie in deren nächster Umgebung. Das Wupperthal
enthält in der Doppelstadt Elberfeld (71,000 E.) und Barmen
(75,000 E.) und deu von ihr kaum zu unterscheid enden nächsten Ort-
schasten eiue lauge, ununterbrochene Reihe industrieller Anlagen (Fär-
bereien, Seiden-, Leinen- und Baumwollenweberei), während die eben-
falls im Wuppergebiete liegenden Orte: Solingen und Nemfcheidt
(22,000 E.) Mittelpunkte der rheinischen Eisen- und Stahlfabrikation
sind; das untere Ruhrgebiet hat die reichsteu Kohlenlager, mit deren
Ausbeutung sich Essen (51,000 E.) und Mühlheim an der Ruhr
beschäftigen, die erstere hat die großartigsten Gußstahlwerke; letztere be-
treibt vorzugsweise die Ausfuhr der Kohlen nach dem Ober- und Nie-
derrhein. — Auf der linken Rheinfeite liegen in der Nähe des Stromes:
Nenß (an der uutern Erst), der Hauptgetreidemarkt der Rheinprovinz,
Ersfeld (57,000 E.), mit der bedeutendsten Seidenfabrikation in ganz
Deutschland, Cleve; weiter vom Strome entfernt die Fabrikorte:
Viersen, Gladbach (26,000 E.), Rheydt.
cc. Der Reg.-Bez. Köln, welcher mit dem Reg.-Bez. Aachen die
Mitte der Provinz einnimmt, enthält nur eine große und eine mittlere
Stadt, beide am linken Rheinufer: Köln (129,000 E.), welche mit
dem gegenüberliegenden Deutz eine Hauptfestung bildet, und die Uni-
versität Bonn (26,000 E.), mit beiden theologischen Facnltäten (wie
Breslau); außerdem mehrere kleinere Städte, wie Mühlheim am Rhein
u. s. w.
Köln hat im Mittelalter als Residenz eines (geistlichen) Kurfürsten, als
eine der ersten Hansestädte, als Stapelort für die Verbindung der gewerb-
fleißigen Niederlande und ihrer bedeutendsten Seehäfen mit dem westlichen
und südlichen Deutschland, als Hauptsitz der niederrheinischen Manusacturen
(Wollweberei), als die blühendste Hochschule im nordwestlichen Deutschland,
einen Wohlstand uud Glanz erlebt, der auch der Kunst Eingang verschaffte und
hier das großartigste Denkmal germanischer Baukunst, den erst jetzt seiner Voll-
endung entgegensehenden Kölner Dom, entstehen ließ. Von ihrem spätem
Verfalle hat die Stadt sich in jüngster Zeit wieder erholt, indem sie der Central-
Punkt der rheinischen Dampfschifffahrt und der Knotenpunkt der niederrheinischen
Eisenbahnen wurde, auch ihrem alten und berühmten Industriezweige (Lau äs
Cologne) neue (Zuckerraffinerie, Baumwollspinnerei, Maschinenbau u. s. w.)
hinzufügte.
dd. Der Reg.-Bez. Trier, der südwestliche, wird durch die Mosel