Stufenländer itttb Wassersysteme von Nordafrika. F. 42. 57
4. Das Innere von Hoch-Afrika beginnt erst seit der
jüngsten Zeit durch das Vordringen der Europäer vom Capland
aus und von der Ostküste her aus dem Dunkel hervorzutreten.
§. 42. Die Uebergangsformen vom Hochlande zum Tieflande
Afrikas.
a. Die Stufenländer Senegambiens oder des Rio
Grande, Gambia und Senegal. Diese drei Parallelflüsse
haben uicht Mos in ihrer Hauptrichtung gegen W., sondern auch
in allen wesentlichen Verhältnissen eines Wassersystems viele
Aehnlichkeit.
Alle drei entspringen auf dem Hochlande von Sudan in einander
benachbarten Quellgebieten, haben in ihrem Laufe einen gewissen
Parallelismus und durchbrechen in weithin rauschenden Wasserfällen
das Randgebirge des westlichen Sudan, um deu breiten Knstensaum
Senegambiens am westlichen Fuße des Hochlandes zu durchströmen.
Die beiden letzteren sind in ihrem untern Laufe durch das weite Auf-
steigen der Flut (etwa 49 M. aufwärts) selbst für Seefchifse fahrbar.
Daher wurde ihre große Anziehungskraft für die europäische Colonisation
längst erkannt, zunächst von den Portugiesen, später von den Eng-
ländern und besonders von den Franzosen, deren fortwährend
erweiterte Besitzungen in Senegambien über 3/5 Mill. Einw. zählen.
b. Das W assersyst em des Niger.
Der Niger, der zweite Strom Afrikas, 650 Meilen lang,
entspringt an der Nordseite des Konggebirges und nimmt seine
Richtung zuerst gegen N.-2B., dann gegen N.-O. bis zum süd-
lichen Rande der Sahara. Bei Kabara, dem Hafen des großen
Emporinms Timbuktu, weudet er sich in einem gewaltigen
Bogen nach S.-O. und vereinigt sich mit dem schiffbaren Binne
(oder Tschadda), der ans dem Herzen Afrikas kommt und eine
natürliche Straße ins Innere des Continents bildet. Der Haupt-
ström aber bietet der Schifffahrt viele Hindernisse durch Strom-
schnellen, Katarakte und seichte Stellen. In seinem Mündnngs-
lande, an der Küste von Nordguinea, bildet er ein breites, sumpfiges
und von den undurchdringlichsten Waldungen bedecktes Delta.
Timbuktu, 2 M. vom Hauptstrom, war wegeu ihrer Lage im
Mittelpunkte der entferntesten Cnlturläuder Nordafrikas (Marokko,
Tripolis, Senegambien, Nordgninea) uud in der Mitte zwischen drei
Meeresseiten, längst der Mittelpunkt von Handelsstraßen aus allen
Weltgegenden, aber auch ein Hauptmarkt für den Sklavenhandel.
c. Das flache (auch „tiefe") Sud an (d.h. Land der Schwarzen).
Zwischen den beiden größten Wassersystemen Afrikas bildet der
(mit Mosqnito-Schwärmen bedeckte) Tsad-See den Mittelpunkt
eines binnenländischen Wassersystems von Flüssen, welche zur Ne-