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Die italische Halbinsel. §. 49.
(f. §. 51), das Mittelgebirge der Apenninen, eine große Tief-
ebene (die des Po) und mehrere kleine Küsten ebenen (die
toscanische, römische, campanische, apulische).
a. Das italische Tiefland oder die fast wagerechte Ebene des
Po (vielleicht einst ein Seebecken) ist an drei Seiten von hohen Ge-
birgen umgeben, im W. und N. von den Alpen, im S. vom nördlichen
Apenninus, an der vierten Seite, im O., gegen ein viel besuchtes
Binnenmeer geöffnet, jedoch mit einer verhältnißmäßig kurzen, wegen
ihrer Sumpflandschaften fast unbewohnbaren Küste. Kaum ein ande-
res europäisches Land hat eine so reichliche, durch natürliche und künst-
liche Rinnen für die Schifffahrt und Landwirthfchaft zweckmäßig ver-
theilte Bewässerung, als dieses italische Niederland, der größte „Garten
Europas", mit einer sehr dichten Bevölkerung und Culturanlagen aller
Art. Ueber die beiden größeren und die kleineren Alpenströme,
welche die lombardische Ebene bewässern, s. §. 54.
b. Die apenninische Halbinsel.
Die italische Halbinsel erhält ihre lang gestreckte Gestalt, sowie ihre
Hauptrichtung von N.-W. gegen S.-O. durch die Apenninen, eine
ziemlich breite, nicht steile Kette (mit kurzen Zweigen auf beiden Seiten),
welche als Wasserscheide zwischen dem adriatischen und tuscischen Meere
die ganze Halbinsel durchzieht und in drei Theile zerfällt: den nörd-
lichen, Mittlern und südlichen Apenninus.
aa. Der nördliche Apenninus steht durch den Col di Tenda mit den
Meeralpen in (geringem) Zusammenhang und zieht sich ohne Seitenzweige in
einem schmalen Bogen längs der Meeresküste, dann im Norden des breiten
Arno-Thales bis zur Tiber-Quelle.
hb. Der mittlere Apenninus zieht sich in der Hauptrichtung der ganzen
Halbinsel, der Küste des adriatischen Meeres nahe und parallel, von der Tiber-
Quelle bis zu den Volturno-Quellen, als der höchste und zugleich breiteste Theil
des ganzen Gebirgssystems. Er theilt sich gegen S. in zwei Ketten, welche die
hohe Plateaugruppe der Abruzzen umschließen und sich dann wieder zu
einem Hauptrücken vereinigen. Die östliche Kette fällt unmittelbar zum adria-
tischen Meere ab, die westliche aber hat bei ihrer gröhern Entfernung vom
Meere Vorketten von geringer Höhe mit kraterförmigen Seebecken.
cc. Der südliche Apenninus begiuut bei den Volturno-Quellen, entfernt
sich immer mehr von der Ostküste und erstreckt sich als Hauptkette durch die
südwestliche Landzunge, während die südöstliche Landzunge von niedrigen, iso-
lirten Bergen und Hügeln durchzogen wird, die nur einen geringen Zusammen-
hang mit den Apenninen haben. Zu beiden Seiten der Hauptkette ist sowohl
im O. als im W. eine ansehnliche Tiefebene, im O. die apulische und im
W. die campanische am Golf von Neapel, aus welcher der rings freistehende
vulkanische Kegel des Vesuv (1140 m.) hervorragt.
Die Apenninenslüsse.
Da der Apenninus sich nicht bis in die Region des ewigen
Schnees erhebt, auch keine Gletscher hat, so sind die auf demselben
entspringenden Flüsse einen großen Theil des Jahres hindurch