333 
den erblichen Haß der Morgenländer gegen die Bäume auch in 
Europa nicht vergessen. 
Wie bei den Städten des Orients befindet sich hier am Ein- 
gange jedes Dorfes der Gottesacker, aber ohne Zaun und Mauer. 
Auf den Gräbern stehen geneigte Pfähle, und die Todten haben 
alle ihr Gesicht nach Osten gekehrt. 
Da sind alle diese Flecken bloße Stationen, wo im Momente 
der Eroberungen einzelne Theile des großen Heeres Halt machen. 
Wenn man Ofen, die Hauptstadt des Adels, und Pesth, die 
prächtige Handelsstadt, nebst ein paar neuangelegten Städten aus- 
nimmt, so sind alle diese Häuserhaufen von 10,000, 20,000 und 
noch mehr Einwohnern trotz ihrer Größe doch bloße Dörfer mit 
breiten, sandigen Straßen, in denen Hunderte von Pferden mit 
Bequemlichkeit galoppiren könnten. Nur die Zahl der Straßen ist 
vervielfacht. 
Die Kleidung der Ungarn ist noch höchst eigenthümlich. Die 
Bauern tragen ein Hemd mit weiten Aermeln, das nur bis auf 
die Hüften reicht, und wenn es von dem Winde aufgehoben wird, 
den von der Sonne gebräunten Rücken sehen läßt. Von den Hüften 
an beginnt das weite Beinkleid von Leinwand, Gagya genannt, das 
in die Stiefeln geht. Die Gagya wird mittelst eines Riemens oder 
eines Tuches an den Leib befestigt, so daß der Bauch zurück und 
die Brust rund gewölbt hervortritt, lieber die Schultern werfen 
sie die Bunda, einen Pelz von Schaffellen. Ihr Kops ist mit einer 
Mütze in der Gestalt eines Tschako bedeckt, oder-auch von einem 
Hute mit breiten Rändern. Die reichen Bauern und kleinen Edel- 
leute tragen über die Gagya noch eine engere Hose von Tuch, die 
mit Tressen besetzt ist und gleichfalls in die Stiefeln geht; ganz 
husarenmäßig ziehen sie den Dolman an und lassen den Pelz dar- 
über hängen. Dieser Anzug hat eigentlich erst die Husaren- 
uniform hervorgerufen. Der Riemen um den Leib hat sich in 
den reichen Gürtel umgestaltet, und die Bunda in den kurzen gold- 
gestickten Pelz. 
Nach der Erzählung der alten Geschichtschreiber trugen die 
Magyaren ursprünglich geflochtene, mit Bändern verzierte Haare; 
die somatische Sitte, den Kopf zu scheren, ward unter den polni- 
schen Königen eingeführt, hörte aber mit Eintritt der östreichifchen 
Herrschast auf; dann flochten die Ungarn abermals ihre Haare und 
ließen sie in langen Flechten herabhängen, eine Gewohnheit, welche 
die nach Frankreich von Ludwig XIV. berufenen Husaren noch bei- 
behielten, als sie schon in ihrem Vaterlande abgekommen war. 
Heutzutage tragen Einige das Haar rund um den Hals abgeschnit- 
ten, Andere lassen es auf die Schultern herabhängen. 
Die Frauen tragen ganz so wie die Männer schwarze oder rothe 
Stiefeln. Sie gehen in einem kurzen Unterrocke, einem farbigen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.