Full text: Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen (Teil 2)

§ 87. Asien: vertikale Gliederung und Bewässerung. 
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durch den Charakter seiner Erhebungen. Afrika ist ein Tafelland, und Ketten- 
gebirge spielen dort eine sehr untergeordnete Rolle. Der Bau der großen 
asiatischen Hochlandsmasse wird dagegen ausschließlich durch gefaltete Ketten- 
gebirge bestimmt. Zwar umschließen dieselben auch ausgedehnte Plateau- 
landschaften, aber diese sind nicht ursprüngliche Tafelländer, sondern ver- 
danken ihre Entstehung nur der Anhäufung der von den Gebirgen stammen- 
den Schuttmassen durch Wasser und Wind. Daß sie so bedeutende Höhen 
erreichen, ist dem Umstände zuzuschreiben, daß sie abflußlose Gebiete sind. 
Daher konnten nicht, wie in anderen Gebieten der Erde, die Schuttmassen 
durch Flüsse dem Meere zugeführt werden, sie mußten sich sämtlich zwischen 
den Gebirgen aufhäufen. 
Unter den großen Gebirgssystemen Asiens (Abb. 36) nimmt eine beson- 
ders ausgezeichnete Stellung das des Knen-lün ein, dessen im allgemeinen 
westöstlich streichende Ketten sich quer durch ganz Zentral- und Ost-Asien hin- 
ziehen. Es ist das älteste und zentralste der Gebirgssysteme, das vielfach 
auf den Verlauf der jüngeren Gebirge einen Einfluß ausgeübt hat. Die 
übrigen Gebirgssysteme lassen sich in 2 Gruppen teilen: 
I. Nach Süden konvexe Gebirgssysteme, welche die südlichen 
Umrandungen der Hochländer bilden: Taurus-, Iranisches, Himälaya- 
und Hinterindisches System. 
II. Gebirgssystem mit geradlinigen Ketten: Tianschan- 
(WSW.—OSO.), Altai- (NW.-SO.) und Siuisches System (SW. 
bis NO.). 
Im Pamir-Plateau schließen sich die Gebirgsketten eng zusammen, 
und das gesamte Hochland ist auf einem verhältnismäßig engen Räume 
zusammengedrängt. Es zerfällt so in 2 Teile, das Vorderasiatische und 
das Zentral- und Ost-Asiatische Hochland. 
Isolierte Hochländer sind das Arabische Hochland und das Plateau 
von Dekan, beides Tafelländer mit erhöhten Außenrändern. 
Das größte Tiefland Asiens, das Sibirische Tiefland, von dem 
das kleinere Tnranische nur durch eine niedere Wasserscheide getrennt 
ist, breitet sich im N. und NW. des Erdteils aus. Die kleineren Tiefländer 
sind sämtlich durch den von den Flüssen hergeführten Gebirgsfchntt aus- 
gefüllte Meeresbuchten. 
Entsprechend der Bodengestaltung zeigen auch die Flüsse Asiens genau 
die entgegengesetzte Anordnung wie diejenigen Amerikas. Dort Vereinigung 
zu wenigen Riesenströmen, hier Auseinandertreten nach allen Himmels- 
richtnngen. Vier Meeren strömen die Flüsse Asiens zu, dem nördlichen 
Eismeer, dem Stillen und Indischen Ozean und dem Mittelländischen Meer. 
Im Innern finden wir weite abflußlose Gebiete, die in Asien einen größeren 
Raum einnehmen als in irgend einem anderen Erdteil. 
Die Trennung der pheripheren Teile Asiens durch die gewaltige zentrale Hoch- 
landsmasse, die durch ihre absolute Höhe sowohl wie durch die Unwirtlichkeit ihres 
Innern einen schwer überschreitbaren Wall bildet, ist für die Entwicklung des Völker- 
Verkehrs ein schweres Hemmnis gewesen. Sie ist die Ursache, daß die großen Kultur- 
staaten, welche an verschiedenen Stellen Asiens schon in den frühesten Zeiten sich ent- 
wickelt haben, jahrtausendelang nebeneinander bestehen konnten ohne in irgend welche 
Berührung miteinander zu treten. Dadurch erhielten diese Kulturen aber etwas Ein- 
seitiges und Starres. Es fehlt ihnen die vielseitige und harmonische EntWickelung euro¬ 
päischen Kulturlebens.
	        
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