§2.
Bodengeschichte und -gestaltung.
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§ 2. Bodengeschichte und -gestaltung.
1. Bodengeschichte. Bodengeschichte und Oberflächengestaltung des Ham-
burger Gebietes sind durch die Lage im Norddeutschen Tieflande und hier
im Unterelbtal mit der geologischen Geschichte dieses Teiles unseres Vater-
landes in den allgemeinen Grundzügen wie in Einzelheiten eng verknüpft.
Die Ablagerungen und Umformungen der jüngsten geologischen Zeit^, des
Quartärs, sind bestimmend für die jetzige Oberfläche gewesen. Reste älterer
Zeiten finden wir auf Hamburger Gebiet an der Oberfläche nicht. Erst bei
Bohrungen stößt man in der Tiefe auf sie. in der Umgebung Hamburgs
treten sie aber an einigen Stellen auch zutage. So gehören die Tone von
Langenfelde, Reinbek-Friedrichsruh dem Tertiär an. Kreide der Kreidezeit,
der jüngsten Zeit des Mittelalters, wird zu Lägerdorf bei Itzehoe abgebaut.
Ferner vertritt der einsame Felsen von Helgoland das älteste Mesozoikum.
Noch weiter zurück führen uns in das Altertum, und zwar in die Zechstein-
zeit des Perm, die Gips- und Salzlager der weiteren Umgebung. Der aus
Gips und Anhydrid bestehende Segeberger „Kalk"berg, der Anhydrid von
Lüneburg und der Gips von Langenfelde gehören hierher.
In Hamburg liegt die tertiäre Oberfläche am höchsten in St. Pauli,
wo sie unter dem Heiligengeistfeld fast Hamburger Normal-Null erreicht.
Nur einen halben Kilometer entfernt, in der Zollvereinsniederlage, befindet sie
sich dagegen 63,5 m unter Normal-Null. Auch weiter sind auf kurze Ent-
fernungen Niveauunterschiede der Oberkante von 50 — 60 m nichts Seltenes.
Da ferner zahlreiche Bohrungen erst unter 100 m, einige unter 200 m unter
Normal-Null das Tertiär erreichen, so folgen daraus beträchtliche Uneben-
heiten der alten Tertiärlandschaft. Tiefe Rinnen und Täler waren in sie ein-
geschnitten. Ferner hat sich zweifellos ergeben, daß die Tertiärgrenze im
eigentlichen Elbbett am tiefsten liegt- bei Finkenwärder z. B. in 241,3 m,
während sie in Billwärder a. d. Bille mit 257,6 m noch nicht erreicht ist.
Es ist daher die Annahme nicht unberechtigt, daß unter dem jetzigen Elbtal
schon in jener Zeit eine alte, tiefe Senke vorhanden war.
Völlig verändert wurde nun das Oberflächenbild der tertiären Hügel-
landschaft im Quartär. Die gewaltigen Gletscher, die, in Skandinavien und
Finnland ihren Ausgang nehmend, sich über die heutige Ostsee allmählich
südwärts vorschoben, verhüllten Norddeutschland bis an den Rand der Mittel-
gebirge in der Diluvialzeit mit ihren Eismassen. Das geschah zweimal, viel-
leicht sogar häufiger, da sich vorübergehend das Inlandeis in der Zwischen-
eiszeit nach Norden zurückzog und Deutschland freigab.
1 Die Beschichte der Bildung unserer Erde wird eingeteilt in vier Zeitalter. Aus
der Urzeit oder dem archäischen Zeitalter stammen die Gneise und kristallinen Schiefer
ohne Spuren organischen Lebens. In dem Altertum der Erde oder dem paläozoischen
Zeitalter, das seinerseits wieder in sechs Zeiten zerfällt, tritt die Tier- und Pflanzenwelt
auf. Karbon und Perm sind die jüngsten Zeiten des Paläozoikums. Im Mittelalter,
dem mesozoischen Zeitalter, erscheinen neben den riesigen Sauriern die Vorläufer der heu-
tigen Tier- und Pflanzenwelt. Die Neuzeit oder das känozoische Zeitalter gliedert sich
in Tertiär und Quartär und letzteres wieder in die zwei Abschnitte Diluvium und
geologische Gegenwart, das Alluvium. Der Name Diluvium bedeutet Überschwemmung,
Sintflut, und erMärt sich aus der früheren Deutung der Entstehung der Bildungen
des Diluviums unter dem Einfluß einer umfangreichen Wasserbedeckung.
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