fullscreen: Welt- und Staatskunde

100 III. Die Entwicklung der Kulturnationen. 
Bulgarien und Dftrumelien zum Ziel und zur Folge hatte. 1886 ward 
er aber zur Abdankung genötigt, 1887 Prinz Ferdinand von Sach- 
sen-Koburg-Gotha zum Fürsten von Bulgarien gewählt. Dieser, 
Ferdinand I., benutzte einen günstigen Augenblick im Oktober 1908, 
um sich von der türkischen Oberhoheit gänzlich frei zu machen und 
sein Land als Königreich zu proklamieren. 
Griechenland, dem im Jahre 1881 ein Teil Thessaliens und 
der südliche Teil von Epirus durch Spruch der Mächte zugeteilt 
wurde, geriet infolge eines Ausstandes auf der Insel Kreta mit 
der Türkei in Konflikt, der, obwohl Griechenland sich als der 
schwächere Teil erwies und sich neben Kriegskostenzahlung eine 
„Grenzregulierung" gefallen lassen mutzte, ihm doch einen ge¬ 
wissen Vorteil oder wenigstens die Aussicht auf einen solchen brachte: 
Kreta ward autonom (sich selbst regierend), und der Sohn des 
Königs von Griechenland, Georg, trat als Gouverneur an die Spitze 
der Insel. 
Rußland hatte vom Berliner Kongreß außer der Dobrudscha, 
die es mit Rumänien gegen Bessarabien austauschte, in Asien Arda- 
han, Kars, Saturn und Bajazeo erhalten. 
3m März 1881 fiel Zar Alexander II. dem Attentat des 
Mitgliedes einer unheimlichen Sekte des Nichts, der Nihilisten, zum 
Opfer. An seiner Stelle bestieg Alexander III. den russischen Thron; 
ihm folgte im Jahre 1894 Zar Nikolaus II. 
Spanien, dessen Thronbesetzung durch einen preußischen Prin¬ 
zen für Frankreich den Vorwand zum Krieg von 1870/71 abgegeben 
hatte, fand einen König in dem zweiten Sohn des Königs Vik¬ 
tor Emanuel von Italien, Amadeo, der aber schon 1873 wieder 
abdankte. Ende 1874 ward der Sohn der Königin Isabella, Alfons 
XII.,. zum König ausgerufen, der dann auch im Januar 1875 in 
Madrid einzog (f 1885). Am 17. Mai 1902 bestieg sein Sohn 
Alfons XIII., für den inzwischen die Mutter die Regentschaft geführt 
hatte, den spanischen Thron. 
Das Reich, in dem einst die Sonne nicht unterging, war im 
Lauf der Zeit zu einer Macht zweiten Ranges herabgesunken. 1898 
gingen Kuba und Portoriko sowie die Philippinen nach einem 
unglücklichen Krieg an Amerika verloren; 1899 verkaufte Spanien 
die Marianen und Karolinen in der Südsee (Träger von Namen aus 
großer Zeit, der Königin Maria und des Königs Karl II. von Spa¬ 
nien), an Deutschland. 
England verstand es immer wieder und mit seltenem Geschick, 
seine Hand im gegebenen Augenblick auf ein neues Stück Erde 
zu legen, Vom Berliner Kongreß (1878) ließ es sich Cypern 
in Verwahrung geben, „solange Batum und Kars von Rußland
	        
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