263 
ließen. Mit den Holländern fallen die Zeeuws vom Katholicismus und 
von der spanischen Herrschaft ab, so wie sie mit ihnen dem König Wilhelm 
treu bleiben. Mit den Wallonen hingegen bleiben die Flamänder bei 
Spanien und Rom, so wie sie sich mit ihnen vom König Wilhelm in 
neuester Zeit trennten. 
Aber war das Zusammenhalten aller Insulaner des Rhein-, Maas- 
und Schelde-Archipels vom Vorgebirge De Helder im Norden bis nach 
Kadzand im Süden natürlich, so war es doch auch wieder eben so natür¬ 
lich, daß die flamändischen Schelde-Anwohner einen Theil dieses Archi¬ 
pels, der hauptsächlich als das Zubehör oder Product ihrer kleinen Schelde 
betrachtet werden konnte, für sich in Anspruch zu nehmen trachteten, und 
aus dieser Verschmelzung und Verwirrung derNaturver- 
hältnisse entstanden denn auch zu allen Zeiten politische Wirren 
und Reibungen. Wie Napoleon, wie Joseph II. im Namen Belgiens 
die Freiheit und Oeffnung der Scheldemündung verlangten, sogar auch 
Seeland als ein natürliches und daher auch politisches Zubehör von Flam- 
land erklärten: so hatten schon vor ihnen die Herzöge von Burgund und 
die Grasen von Flandern Aehnliches gethan. Daher denn die vielen Kriege 
und Streitigkeiten, welche zwischen den Römern und Batavern, den Gra¬ 
sen von Flandern und denen von Seeland und Holland, zwischen den 
spanischen und österreichischen Beherrschern von Belgien und der Republik 
der sieben Staaten um den Besitz der seeländischen Inseln und um die 
Oeffnung der Schelde geführt wurden. 
Die großen Wasserstraßen und Eisenbahnen von der holländischen 
Städtegruppe (Amsterdam, Rotterdam, Leyden) streben der Hauptsache nach 
von Westen nach Osten nach Deutschland zu. In eben der Richtung und 
mit ihnen parallel gehen die großen Bahnen der belgischen Städtegruppe 
(Brügge, Antwerpen, Gent, Brüssel). Sie ziehen auch nach Osten land¬ 
einwärts. Beide Gruppen mit einander verbindende Bahnen, die von 
Norden nach Süden gingen, giebt es noch nicht. Es erklärt sich dies sehr 
natürlich aus der rivalisirenden Thätigkeit der Schelde- und der Rhein¬ 
mündungslande, welche beide die eine Hand der See, die andere dem 
Binnenlande reichen, unter einander aber nicht so großen Austausch und 
Verkehr pflegen. Es sind hier ähnliche Verhältnisse wie zwischen der 
Weser- und Elbmündung, zwischen Bremen und Hamburg, die auf diese 
Weise mit einander rivalisiren, und daher mit dem Binnenlande längst 
durch flüssige Eisenbahnen verknüpft sind, während von einer Nachbarstadt 
zur andern noch schlechte Pflasterstraßen nach uraltem Schnitt führen. 
Der hauptsächlichsteVerbindungsweg zwischen dem flamändischen Süden 
und dem holländischen Norden ist die Schifffahrt auf den Schelde- und 
Maasarmen zwischen den seeländischen Inseln hindurch. Und zwar geht 
der belebteste aller Verbindungswege zwischen Süd - und Nord - Nieder¬ 
land die Schelde hinab, dann durch die Oster-Schelde weiter im Osten 
der Insel Schouwen vorbei, in den Maasarm, der das Volke-Rack heißt,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.