311 
staunen, als der Reichthum und die Eleganz derselben. Die kostbaren, 
glänzenden Ausstellungen der Silberarbeiter, die schönsten Drapirungen, 
in welchen die Kaufleute, welche mit Mousselinen und anderen Zeugen 
handeln, ihre Maaren hinter großen Spiegelfenstern dem Publicum zeigen, 
der feenhafte Schimmer der Glasmagazine, Alles blendet und reizt. 
Aber auch viele geringere Gegenstände werden auf eine dem Auge ge¬ 
fällige Weife zum Verkauf ausgestellt. Die Kerzengießer z. B. wissen ihre 
Lichter recht zierlich hinter den Fenstern aufzuputzen. Die Apotheker, hier 
Chemisten genannt, verzieren ihre Lüden mit großen gläsernen Vasen, an¬ 
gefüllt mit Spiritus oder Wasser in allen möglichen schönen und glänzen¬ 
den Farben; dazwischen prangen große künstliche Blumensträuße. Abends, 
wenn hinter allen diesen farbigen Gläsern Lampen brennen, schimmern 
diese Läden wie Aladdins Zaubergrotte. 
Nichts Lockenderes kann man sehen, als einen der vielen großen Obst¬ 
läden, in welchen die Früchte aller Jahreszeiten und Zonen, von der 
königlichen Ananas bis zum kleinen sibirischen Staudenapfel, in zierlichen 
Körben mit Blumen und Orangerie geschmückt, prangen. Die Kuchen¬ 
läden , in welchen es Ton ist, Morgens einzusprechen und einige kleine 
Törtchen heiß von der Pfanne weg zum Frühstück einzunehmen, präsentiren 
sich auch recht hübsch. Alles, was Kuchenbäcker und Conditoren nur er¬ 
fanden, steht lockend angerichtet, auf schneeweiß behangenen Tischen, da¬ 
zwischen Blumen, Gelees, Eis, Liqueurs, Dragees von allen Farben und 
Arten in zierlichen Krystallvasen. Bald fesseln uns wieder die Kupferstich¬ 
läden, in welchen täglich neue Gegenstände dargeboten werden, oft wahre 
Kunstwerke, öfters Ergüsse satyrischer Laune, oder Portraits berühmter 
Menschen, auch wohl Thiere, wie es kommt. Immer umlagert ein Kreis 
Neugieriger diese Fenster. Fast ist's unmöglich, vorbeizugehen, ohne we¬ 
nigstens einige Augenblicke von der Schaulust festgehalten zu werden. Die 
Magazine der Buchhändler gewähren ebenfalls täglich neuen Genuß. Bald 
sind's Neuigkeiten, bald schöne Prachtausgaben älterer Schriftsteller, bald 
kostbare Kupserwerke, die man ungehindert betrachten kann. Andere Kaus- 
leute, sogenannte Stationers, die mit allen möglichen zum Schreiben und 
Zeichnen brauchbaren Dingen handeln, zeigen täglich tausend neue, uns 
Deutschen fast unbekannte Papparbeiten, Verzierungen, Kupferstiche, Ver¬ 
goldungen und dergleichen; wieder andere haben in ihren Läden Brieftaschen, 
nichts als Brieftaschen, von der riesenmäßigsten Mappe an bis zum winzig 
kleinen zierlichen Necessaire. Dazwischen flimmern Magazine, wo die herr¬ 
lichsten Stahlarbeiten im Sonnenglanze das Auge blenden. Die Miniatur¬ 
maler stellen ihre oft sehr schönen Arbeiten dem Publicum vor's Auge; 
gewöhnlich sind's sehr ähnliche Portraits bekannter Personen, Schauspieler 
und Redner, um die Lust zu erwecken, auch sein eignes werthes Ich so 
täuschend vervielfacht zu sehen. 
Schon der Anblick der vielen Inschriften unterhält, welche an den 
Häusern mit vollkommen schön gezogenen goldenen Buchstaben glänzen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.