2
Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein.
Eine natürliche Grenze bildet im O. die Ostsee, im W. die Nordsee;
das Land reicht
„Von der Woge, die sich bäumet
Längs dem Belt am Ostseestrand,
Bis zur Flut, die ruhlos schäumet
An der Düne flücht'gem Sand."
Eine weitere natürliche Grenze wird gebildet im N. durch die Königsau,
im S.W. durch die Elbe.
„Und wo an des Landes Marken
Sinnend blinkt die Königsau,
Und wo rauschend stolze Barken
Elbwürts ziehn zum Holstengau."
Im S.O. und im S., wo vielfach Teile anderer Staatsgebiete von hol-
steinschem und lauenburgischem Lande umschlossen werden, findet man nur auf
kurze Strecken natürliche Grenzen. '
3. Nachb arländer sind das Königreich Dänemark, die Großherzog-
tümer Oldenburg idurch das Fürstentum Lübeck oder Oldeuburg^Eutiu), Meckleu-
burg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin, die Freien Städte Lübeck uud Ham-
bürg, die preußische Provinz Hannover. Eingeschlossen werden Teile von
Oldenburg, Lübeck, Mecklenburg-Strelitz und Hamburg.
4. Die äußersten Punkte liegen!
Im N. am Mittellaufe der Königsau unter 55" 28' n. Br.; im S. bei der Stadt
Lauenburg unter 53" 22'; im O. am Ostende der Insel Fehmarn unter 11" 19' v. Gr.;
im W. am S.W.-Ende der Insel Sylt unter 8" 17' v. Gr.
Aufgabe. Zeichne das so begrenzte Gebiet nach der Karte von Deutschland im
Seydlitz A oder nach der Karte der norddeutschen Tiefebene im Seydlitz L!
Gieb an die Entfernungen in Graden, km und Tagemärschen! (1 Längengrad an
der Eidermündung — 65, bei Flensburg — 64, bei Hadersleben — 63 km.)
5. Die beideu Meere im O. und W.
Die Ostsee, die nur durch die beiden Belle und den Sund mit dem
offenen Weltmeere in Verbindung steht, hat einen geringen Salzgehalt, und
ihre Gezeiten sind an vielen Stellen nicht mehr wahrnehmbar.
Der große Belt zeigt einen Salzgehalt von 1,3 X, der Sund 0,9 %, die schleswig-
holsteinische Küste 6,7 X- Die Flutwelle erreicht an den dänischen Küsten eine Höhe
von 36—46 cm, au den deutschen Küsten sinkt sie, von W. nach O. abnehmend, von
16 bis auf 1 cm herab. Durchschnittliche Tiefe 69—86 m.
Die Nordsee, deren Grenze gegen den Atlantischen Ozeau durch die
Britischen Inseln, die Orkney- und Shetland-Inseln, sowie durch die grau-
grünliche Farbe ihres Wassers deutlich zu erkennen ist, enthält 3,5 % Salz.
Auch hinsichtlich der Fluthöhe herrschen hier im allgemeinen dieselben Verhält-
nisse, wie in den Weltmeeren.
Der Salzgehalt der Ozeane schwankt von 3,5 bis 3,7 X, die Polarmeere haben
nur 3,2—3,3 %, das Mittelmeer und das Rote Meer bis nahezu 4 %, das Tote
Meer 21,7 X.
Wie erklären sich diese Unterschiede?
Der mittlere Höhenunterschied zwischen Flut- uud Ebbespiegel beträgt selten mehr
als ein paar Meter; beim Eindringen in eine Flußmüuduug oder in einen schmalen
Meerbusen staut sich die Welle höher auf. In der Nordsee erreicht sie bei Helgoland
2 m Höhe, in der Mündung der Elbe und Weser 4 m, bei Springflut noch mehr.
Durchschnittstiefe der Ozeane 3,4 km, die Nordsee erreicht meist nicht über 266 m Tiefe.