Full text: Landeskunde von Schleswig-Holstein (Erg.)

Die Bodengestalt im besonderen. 
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„Der Marschklei ist." wie Ludwig Meyn sagt, „ein mehr oder weniger sandiger 
und glimmerreicher Schlick, welchen die Nordsee und die in dieses Meer mündenden Flüsse, 
namentlich die Elbe, Eider und Widau mit ihren Nebenflüssen, unter der Einwirkung 
von Ebbe und Flut auf der sandigen Unterlage abgesetzt haben/' 
ä. Die beiden Inseln in der Ostsee, Alfen und Fehmarn, entsprechen 
ihrer' Bodenerhebung und Bodenbeschaffenheit nach völlig dem gegenüber¬ 
liegenden Festlande. In derselben Weise sind die Inseln der Nordsee 
ein getreues Abbild des Heide- und Marschgürtels. 
Die Inseln Sylt, Amrum und Föhr bestehen aus Heiderücken, Heideebene und 
Marsch und bilden zusammen eine kleine Parallelerhebung neben der Halbinsel; Romö 
ist überwiegend Heideland, während die übrigen Nordseeinseln nur Marschland aufzu- 
weisen haben. 
3. Einwirkung der Diluvialzeit aus die Bodengestaltung. 
Nach dem gegenwärtigen Stande der erdgeschichtlichen Forschungen nimmt 
man an, daß die Cimbrische Halbinsel gegen Ende der Tertiärzeit ungefähr 
dieselben Umrisse hatte wie heutzutage. 
Im W. war Schleswig-Holstein damals wohl viel breiter; seine Nordseeküste 
wurde wahrscheinlich von einer Linie gebildet, die von Dieksand über den S.W.-Rand von 
Eiderstedt nach dem S.-Ende von Amrum gerichtet war, von hier ungefähr der W.-Küste 
der Friesischen Inseln folgte und an der N.-Spitze von Fanö das Festland wieder er- 
reichte. Diese Linie schloß das heutige Wattenmeer (damals also noch Festland) mit ein. 
Erst im Verlaufe der Diluvialzeit gingen hier große Strecken Landes verloren. Was 
später durch Menschenhand wieder gewonnen wurde oder noch heute der Nordsee abge- 
rungen wird, muß durch mächtige Dämme gegen die unaufhörlichen Angriffe der Meeres- 
wogen geschützt werden.*) % 
a. Während der ersten Eiszeü**) wurde Schleswig-Holstein in der- 
selben Weise, wie das heute noch im Innern Grönlands der Fall ist, von 
gewaltigen Eismassen vollständig bedeckt, die, wie die von ihnen mitgebrachten 
Steine andeuten, ihren Ausgang aus Schweden genommen hatten. 
Ähnlich wie von den Alpengletschern größere und kleinere Gesteine mit fortgeführt 
werden, die entweder von den Abhängen der Thäler auf sie herabrollen (Seitenmoräne) 
oder dem Grund und Boden, auf welchem die Eismassen abwärts gleiten, entrissen 
werden (Grundmoräne), mögen auch die zahllosen erratischen oder Findlingsblöcke von 
Skandinavien aus zu uns gekommen sein. Unter der ungeheuren Eislast wurde die 
Grundmoräne größtenteils zerdrückt oder zerrieben, und so bildete sich der untere Ge- 
schiebemergel. Während des Abschmelzungsvorganges der ersten Vereisung entstand 
als Schlämmerzeugnis des unteren Geschiebemergels der Korallensand. 
b. Nachdem die ganze norddeutsche Tiefebene eine gewisse Zeit lang eis- 
frei gewesen, da das Jnlandseis durch Abschmelzen bis in den hohen Norden 
zurückgedrängt worden war, erfolgte eine zweite Vereisung. Diesmal 
*) Ein von allen Seiten durch Deiche begrenztes und geschütztes Stück Marschland 
bezeichnet man mit dem Namen „Koog". 
**) Aus bisher noch nicht völlig erkannten Ursachen wurde im Quartärzeitalter und 
zwar in der sogenannten Diluvialzeit ein großer Teil von Nordeuropa mit mächtigen 
Eismassen (nicht, wie man srüher annahm, vom Wasser) bedeckt. Man unterscheidet zwei 
Zeitabschnitte der Vereisung, eine erste und eine zweite Eiszeit, dazwischen eine eisfreie, 
die sogenannte Jnterglacialzeit. Zum Unterschiede von dem Gletschereise nennt man iene 
Massen „Jnlandseis".
	        
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