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besetzt. Die Staats-Tragsessel waren gleich Wiegen hinten höher, und die 
Stangen lagen auf den Häuptern der Träger; Sitz und Kopfkissen waren mit 
carmoisinrothem Taffet überzogen, und die reichsten Zeuge hingen an den 
Seiten herab. Des Königs Boten mit goldenen Brustplatten machten uns 
Platz, und wir begannen, indem Bambusrohre und englische Flaggen vor 
uns hergetragen wurden, unsere Runde. Bei jedem Kabostr standen wir 
still, um ihm die Hand zu reichen, welches uns lange genug aufhielt, um 
ihre Zierrathe näher in Augenschein nehmen zu können. 
Die Kabosirs sowohl, als ihre vornehmsten Officiere und Diener 
trugen Ashanti-Kleider von fremder kostbarer Seide, von allen möglichen 
Farben und Mustern; sie waren unglaublich groß und schwer und wurden 
wie die römische Toga über die Schulter geworfen getragen. Ihre Schläfe 
umgab ein kleines seidenes Netz, und an künstlich gearbeiteten Halsbändern 
von massivem Golde hingen theuer erkaufte maurische Zaubersprüche in 
kleinen viereckigen Gehäusen von Gold, Silber und seltsamer Stickerei. 
Einige trugen auch Halsbänder, die bis in die Mitte des Körpers hinab¬ 
reichten, von Agriessteinen.*) Ein Band von Gold und Perlen umgab 
das Knie, von dem einige ähnliche Schnüre herabhingen. Kleine goldene 
Reifen, woran Goldmünzen, Ringe und Thiergestalten waren, lagen fest 
um die Knöchel. Ihre Sandalen waren von rothem, grünem oder weißem 
feinen Leder; Armbänder und unbearbeitete Stücke Gold, die so schwer 
waren, daß sie die Hand auf einen Knaben stützen mußten, welcher, durch 
seine Schönheit ausgezeichnet, bei solchen Gelegenheiten ihren Pagen macht, 
hingen von ihrem linken Armgelenke herab. Goldene und silberne Rohre und 
Bambusstäbe blendeten das Auge von allen Seiten. Wolf- und Widder¬ 
köpfe, massiv aus Gold gegossen, befanden sich an den goldenen Griffen 
der Schwerter, die in großer Menge zu ihrer Seite hingetragen wurden; 
die Klingen hatten die Gestalt von runden Sicheln und waren vom Blute 
gerostet; die Scheiden waren von Leopardenhäuten oder der Haut eines 
Fisches, die wie Chagrin aussah. Die großen Trommeln, die ein Mann 
aus dem Kopfe trug, und zwei andere schlugen, waren mit den Schenkel.- 
knochen von Feinden behängen und mit Schädeln geschmückt. Auf den 
mit Leopardenhaut bezogenen Pauken kratzte man mit naßgemachten Fingern. 
Die Handgelenke der Tambours waren mit Schellen und wunderlich ge¬ 
formten Stücken Eisen behängen, welche laut klingelten, während sie schlu¬ 
gen. Kleinere Trommeln umgaben an Streifen rothen Zeuges den Hals; 
die Hörner (Zähne von jungen Elephanten) waren am Mundstück mit 
Gold verziert und mit menschlichen Kinnbacken geschmückt. Die Stühle 
der Vornehmsten waren von schwarzem Holz mit eingelegter Arbeit von 
Elfenbein und Gold; dahinter standen ihre schönsten Jünglinge, mit breiten 
*) Heilig gehaltene Steine, die ans Benin kommen, nach Einigen im Leibe der 
Schlangen entstehen und eine gewisse Zauberkraft haben. Sie sind von verschiedener 
Farbe; wer aber einen findet, ist eines ununterbrochenen Glückes gewiß. ' 
Grube, Geogr. Charakterbilder. IT. 14. Nufl. 25
	        
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