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181. Der Voglern Weihnachten.
Es war um die liebe Weihnachtszeit. Die Kinder sassen
an einem Sonntage im Zimmer still beisammen und freuten sich
auf das nahe Eest. Im Ofen knisterte das Feuer, aber draussen
war es grimmig kalt. Die Schneeflocken fielen immer dichter
und dichter und bedeckten den Hof mit einer weissen Decke.
Die kleinen Sperlinge aber sassen traurig auf dem grossen
Apfelbaume vor dem Fenster und schüttelten ihr graues Gefieder.
Für sie gab es keine schöne Weihnachtszeit und keine Freude,
sondern nur Hunger und Frost. Das tat den Kindern weh, und
sie sprachen zum Vater: „Uns dauern diese armen Tierchen.
Erlaubst du, dass wir ihnen eine kleine Christbescherung be¬
reiten dürfen?“ Der Vater erlaubte es gern.
Nun sprangen die Kinder über den Hof zur Scheune und
holten daraus eine volle Hafergarbe und stellten sie mitten auf
den Hof. Da wurden die kleinen Sperlinge bald lebendig. Sie
flogen herab vom Baume und pickten eifrig die Körnchen aus
der Garbe. Und es wurden der Vögel immer mehr. Bald sah
man unter ihnen die zutraulichen Goldammern, und selbst die
kleinen gefleckten Meisen aus dem Obstgarten waren herzu¬
gekommen. Das war ein fröhliches Gewimmel. Und sie wurden
alle satt und piepten und zwitscherten aus Dankbarkeit. Aber
der Vorrat war noch nicht ganz aufgezehrt, sondern es blieb
auch noch etwas übrig für den andern Morgen. Die Kinder
sassen in der Stube und sahen alles mit an. Am Abend sprangen
sie freudig zum Vater und sprachen: „Das war ein schöner
Tag, das war eine gar herrliche Ohristbescherung.“
182. Alle
1. Alle Jahre Wieder
kommt das Christuskind
aus die Erde nieder,
wo wir Menschen sind,
2. Kehrt mit seinem Segen
ein in jedes Haus,
Jahre wieder re.
geht aus allen Wegen
mit uns ein und aus,
3. Ist auch mir zur Seite
still und unerkannt,
daß es treu mich leite
au der lieben Hand. Hey.
183. Das Cliristbäumelieii.
Die Bäume hatten einmal Streit untereinander, welcher
von ihnen der vorzüglichste sei. Da trat die Eiche hervor
und sagte: „Seht mich an, ich hin hoch und dick und habe
viele Aste, und meine Zioeige sind reich an Blättern und
Früchten— „Früchte hast du wohl“ sagte der Pfirsich¬
baum; „aber es sind nur Früchte für die Schweine. Die
Menschen mögen nichts davon wissen. Aber ich, ich liefere
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