Full text: Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) (Erg.)

1. Der Harz. 
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Von den sieben Vergstädten stammt das nur zu 330 m ansteigende Grund als die 
älteste aus dem 15. Iahrh. Die übrigen sind alle in jüngerer Zeit entstanden und be- 
sitzen weder Wall noch Tore. Zellerfeld ausgenommen liegen ihre Häuser, niedrig, mit 
Schindeln verkleidet, äußerst reinlich, entweder an einer langgezogenen Straße oder 
regellos zwischen weiten Wiesen und Weiden nahe am Walde, oder aber wie in 
Zt. Andreasberg übereinander an steiler Vergeslehne. Lautenthal, Wildeinann; 
die Doppelstadt Zellerfeld-Clausthal zählt 13000 Einw. Clausthal, recht eigentlich 
die Hauptstadt des Oberharzes, ist Sitz des Ober-Bergamtes, hier blüheu die Berg- 
akademie, die Bergschule und andere Bildungsanstalten für Grubenbetrieb. Weiter 
östlich, nahe dem Brockenfelde, Altenau. — Südöstlich des Ackers, im wild zerrissenen 
Dreieck zwischen der Sieber und der Oder, das vorwiegend Silbererz lieferte, als siebente 
St. Andreasberg?, dessen oberes Ende 627 m erreicht, viel aufgesucht von Lungen- 
kranken. Den Andreasbergern bringt die Zucht der Kanarienvögel jährlich gegen 
200000 Mark Reingewinn, über 35000 Stück werden jährlich verkauft, und die „Harzer 
Roller" wandern weithin übers Meer. 
Der Rammelsberg (d. t. Rabenberg) bei Boslar spendet Blei- und Kupfererze. 
Eisenerze besonders bei Zellerfeld und in dem Striche Elbingerode-Rübeland —Harz- 
gerode. (Weiteres über den Bergbau s. S. 51.) 
Unter den zahlreichen Höhlen, die durch die Auflösung des Kalkes und Stein- 
salzes durch das Wasser entstanden sind3, war ehemals die berühmteste die Einhorns 
höhle bei Scharzfeld, reich an Zeugnissen aus vorgeschichtlicher Zeit. Überreste 
„vorweltlicher" Tiere sind massenhaft gefunden in der Naumanns- und Biels- 
höhle bei Rübeland. Hier wird am meisten aufgesucht die am besten zugäng- 
liehe Hermannshöhle, die am schönsten mit weißen Tropfsteingebilden geschmückt 
ist. (S. Bild 8, S. 65.) 
Randorte des Harzes. 
Blankenburg a. H. (11), bereits seit dem 9. Iahrh. bekannt, zieht wegen seiner 
schönen Lage am Fuße des Blankensteins (337 m), der das herzogliche Schloß trägt, 
und der mannigfaltigen Reize seiner Umgebung immer mehr Fremde zum dauernden 
Wohnen in seinen Bereich. Es ist der Hauptort des braunschweigischen Kreises 
Blankenburg, der über den ganzen Unterharz bis nach Walkenried und dem Ravens- 
berg bei Sachsa reicht. Südöstlich von Blankenburg die 4 km lange Teufelsmauer, 
ein von der Verwitterung wild zerrissener Zug aus Quadersandstein. Nordöstlich in 
einem preußischen Einschlüsse der Regen stein mit der merkwürdigen, aus dem Sand- 
stein herausgearbeiteten „Raubgrafenburg". — Im Stolbergischen Wernigerode und 
Ilsenburg. 
1 Siehe Bilderanhang S. 66. 
2 Der Name rührt von den Erzgängen her, die hier in Gestalt eines Andreas- 
Kreuzes laufen. Der Erzbergbau ist hier wie in Altenau ganz eingestellt. 
8 Das Durchfließen des Wassers und seine chemische Wirkung hat am meisten 
zur Bildung von Hohlräumen beigetragen, und die Höhlen von Rübeland sind durch 
die Bode und unterirdische Wasserläufe ausgespült, welche dabei aber den vorhandenen 
Spalten gefolgt sind. Entsprechend der ostwestlichen Zerspaltung des Kalkfelsens läuft 
die Längsrichtung der Höhlen von 0 nach W. Die Tierreste, z. B. die des Höhlen- 
bären, die aus der Eiszeit stammen, sind in die Höhlen durch das Wasser hinein- 
gespült, nur in den seltensten Fällen liegen sie in ihrer ursprünglichen Lage. Spuren 
des Menschen fanden sich in den obersten Schichten der Einhornhöhle, sodann in der 
neuen Baumanns- wie der Hermannshöhle.
	        
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