10
II. Landschaftskunde.
Abgesondertes Stück des Kreises Wolfenbüttel:
In dem zur Hälfte mit Wald bedeckten Ag.-Bez. Harzburg, die gleichnamige
Stadt (5) mit vielbesuchtem Solbade, dessen stattliche Bauten mit anmutigen Anlagen
sich bis an den Fuß des „Burgberges" an der Radau hinaufziehen. Auf dem 484 m
hohen, steil ansteigenden Burgberge seit 1068 die Harzburg, 1651 zum letztenmal ab-
getragen. Canossa-Säule. — Oker, sehr bedeutender Hüttenort mit chemischen, Holzstoff-
und Farbfabriken, am gleichnamigen Flusse.
Im Reg.-Bez. Hildesheim:
Am Fuße des Rammelsberges die alte und bis 1803 Freie Reichsstadt Goslar (19),
an der Gose, mit alten Stadtmauern und Türmen bewehrt, ausgezeichnet durch Bauten,
die zum Teil aus dem 11. Iahrh. stammen'. Ihre stolzesten Erinnerungen reichen in
die Kaiserzeit zwischen Heinrich I. und Friedrich II. zurück, und sie kann sich rühmen,
eins der wenigen und zugleich das großartigste der weltlichen Gebäude zu besitzen, die
aus jener Zeit in Deutschland erhalten geblieben sind, nämlich die Kaiserpfalz, die von
Heinrich III. erbaut und durch die Fürsorge der preußischen Regierung wiederhergestellt ist.
Braunschweiger Kreis Gandersheim:
Die Hütten von Langelsheim, Flecken an der Innerste, und Oker (f. o.), sowie
die Werke des Rammelsberges bilden jetzt das sog. „Kommunion-Gebiet", d. h. den
gemeinschaftlichen Besitz von Preußen (Hannover) uud Braunschweig. Der frühere,
beim Erbvergleiche von 1635 geschaffene „Kommunion-Harz" wurde 1874 geteilt.
Seesen (5), Kreuzungspunkt der Bahnen, die hier den Harz umgehen; Gittelde,
Flecken, 1626 von Tilly zerstört. Hier mündet der 26 km lange Ernst-August-Stollen,
der die hannoverschen Gruben im nordwestlichen Oberharz entwässert und zugleich
für die ErzKähne schiffbar ist, eins der großartigsten Werke dieser Art, länger als
der Gotthard-Tunnel.
Reg.-Bez. Hildesheim:
In Osterode a. H. (8) befindet sich das Kornmagazin, aus dem die Bergleute
des Oberharzes zu möglichst billigen Preisen Korn empfangen. Die Stadt, die im
15. Iahrh. der Hanse angehörte, blüht jetzt durch Gewerbfleiß in Wollen- und Leinen-
waren wie durch ergiebige Gipsbrüche und ist sehr anmutig gelegen, Heines „Moos-
rose im Grün". — Herzberg a. H. (4), Stadt vor dem malerischen Siebertale, hat
ein schöngelegenes Schloß, den Sitz der letzten Fürsten von Grubenhagen (f. S. 40). —
Lauterberg (6), an der Oder, vielbesuchter Heilort mit Kaltwasser-Heilanstalt. In
der Nähe der schöne Wiesenbecker Teich und die Trümmer des im Siebenjährigen Kriege
von den Franzosen zerstörten Schlosses Scharzfels.
Braunschweiger Kreis Blankenburg:
An der zur Helme strömenden Wieda Walkenried, berühmt durch die leider
hoffnungslos zerbröckelnden Überreste des Klosters und der Kirche der Zisterzienser,
die 1525 im Bauernkriege zerstört wurden.
Im Reg.-Bez. Hildesheim, und zwar in der dreieckigen Grafschaft
Hohnstein, die fast den Kiffhäuser erreicht:
Die Grafschaft Hohnstein führt ihren Namen von der Burg Hohnstein, dem Sitz
eines mächtigen, jetzt längst erloschenen Grafengeschlechts. Die Burg wurde im Dreißig-
jährigen Kriege zerstört, aber bedeutende Überreste sind vorhanden. — Ilfeld ist be-
kannt durch seine Klosterschule (Gymnasialklassen von Tertia bis Prima), die sich seit
1546 aus einem Prämonstratenser-Kloster entwickelt hat.
1 Siehe Bilderanhang S. 72 — 73.