2. Das nördliche Harz-Vorland.
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2. Das nördliche Harz-Vorland.
Vom Harz nach der Aller senkt sich eine stark bewegte Platte hinab, im 0 der
Oker von acht mannigfaltigen, mit Buchenwäldern geschmückten Hügelreihen
durchzogen, die zumeist aus Muschelkalk, Buntsandstein und Iura gebildet sind
und im ganzen die herzynische Richtung innehalten. Zwischen den breiten
Felsenkämmen lagern langgestreckte Mulden mit Kreidegestein. Wegen ihres
Anschmiegens an den Harz wird diese Landschaft auch Subherzynisches
Hügelland zubenannt.
Ihre Grenze im NW fällt annähernd mit der des Hauptlandes von
Braunschweig zusammen, und ausgefüllt wird sie von dessen drei Kreisen
Helmstedt, Braunschweig und Wolfenbüttel. Der Südwesten gehört
zum Reg.-Bez. Hildesheim.
1. Im ersten Höhenzuge die Teufelsmauer, im zweiten der Regen-
stein (s. S. 9). Der dritte Höhenzug liegt ganz in der Provinz Sachsen,
ebenso der vierte, denn er endet am Großen Bruch, das, 45 km lang, von
der Oker beim Bahnknotenpunkte Börßum nach der Bode läuft und im
ganzen hier die Südgrenze des Herzogtums bildet. Südwärts über das Bruch
hinaus springt der Zipfel um den Flecken Hessen, in dessen Lustschloß Herzog
Heinrich Julius 1564 geboren wurde, der die Entwässerung des Bruches
durch den Schiffsgraben vollendet hat.
2. Der fünfte Höhenzug beginnt mit dem Hees bei Jerxheim, endet bei
Wolfenbüttel mit der Asse (207 m), aus deren Rogenstein mehrere Kirchen
der Hauptstadt erbaut sind. Ganz nahe jenseit der Oker, aber nicht zu diesem
Zuge gehörig, der Oderwald.
Zwischen beiden Höhen Wolfenbüttel (19), das sich an den verzweigten Armen
der Oker sogar ein malerisches Stadtbild „Klein-Venedig" geschaffen hatte, aber auch
von den Hochwassern des Harzflusses stark belästigt wird. Seit dem 11. Iahrh. als
Wulker8butle^ bekannt, später lateinisch Guelferbytum genannt, vom 14. Iahrh. 1753
Herrschersitz der Wolfenbüttler Linie der Welfen. Die Stadt trägt das Gepräge einer
ehemaligen Residenz. Schloß, sehenswerte Kirchen, die berühmte Bibliothek, vom
Herzog August dem Jüngeren 1645 hierher verlegt, seit 1887 in einem stattlichen Neubau
untergebracht. Lessing 1779-81. — Nordöstlich Salzdahlum, Dorf, mehrmals Sitz
des Landtags- hier stand bis 1811 ein herzogliches Lustschloß, das durch seine Anlagen
und Sammlungen berühmt war.
3. Im sechsten Zuge erhebt sich breit der 110 qkm große Rücken des Elm,
am höchsten mit 291 m im Kuxberge, mit besonders herrlichem Buchenwalde
bestanden, spärlich bewohnt. Überreste der Elmburg. An seinem Fuße 3 Städte
und 25 Dörfer, von seinen rauschenden Bächen bespült.
Jene drei Städte sind: im 8 das gewerbfleißige Schöppenstedt2, im O das alte
Schöningen (19), mit bedeutender Solquelle, im N Königslutter, vom Kaiser
1 Der erste Teil des Namens ist nicht auf „Welf" zurückzuführen, sondern wahr-
scheinlich auf den Personennamen Wulferi; „büttel" — Gut, (Erbgut.
2 Der Name wird auf Sciphingstede, Scephinstede — Schiffsstelle, oder auf Scabi-
natus, Scabinstede = Schöppenstuhl zurückgeführt.