Full text: [Teil 2 (4. und. Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 2 (4. und. Schuljahr, [Schülerband])

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Hand voll Kalk ein Haus, mit einem Glase Wasser löscht man eine an¬ 
gehende Feuersbrunst,' aus roten Pfennigen werden Taler, aus kleinen 
Samenkörnern Bäume, wer weiß, wie groß." 
Albrecht nahm die Zache nicht so streng. Ls war sein Schade. Wir 
waren beide einem Krämer empfohlen,' er verlangte einen im schreiben 
und Lesen geübten Lehrburschen. Der Krämer prüfte uns,' dann gab er 
mir den Vorzug. Meine alten Kleider waren heil und sauber,' Albrecht im 
Sonntagsrocke ließ Nachlässigkeiten sehen. Vas sagte mir mein Herr nach¬ 
her. „Ich sehe es Ihm an," sagte er, „Tr hält das Zeine zu Nat,' aus 
dem anderen wird kein Kaufmann." Da dachte ich wieder an den alten 
Herrn und das Loch im Ürmel. 
Ich merkte wohl, ich hatte in anderen Dingen, in meinen Kenntnissen, 
in meinem Betragen, in meinen Neigungen noch manches Loch im Ürmel. 
Zwei Nadelstiche zu rechter Zeit bessern alles ohne Mühe, ohne Kunst. Man 
lasse nur das Loch nicht größer werden, sonst braucht man für das Loch 
den Schneider, für die Gesundheit den Nrzt, für die moralischen Löcher die 
strafende Obrigkeit. — Mein Herr hatte auch ein abscheuliches Loch im 
Ürmel, nämlich er war rechthaberisch, zänkisch, herrisch, launenhaft; das 
brachte mir oft Verdruß. Ich widersprach,' da gab's Zank, „holla," dachte 
ich, „es konnte ein Loch im Ürmel geben und ich ein Zänker und so gall- 
süchtig und unverträglich wie der Herr werden." von Stunde an ließ ich 
den Mann recht haben,' ich begnügte mich, recht zu tun, und bewahrte 
meinerseits den Frieden. 
5lls ich ausgelernt hatte, trat ich in eine andere Stelle. Gewöhnt, 
mit wenig Bedürfnissen des Lebens froh zu sein, sparte ich manches. Ge¬ 
wöhnt, mir kein Loch im Ürmel zu verzeihen, schonend aber über das¬ 
jenige an fremden Ürmeln wegzusehen, war ich mit aller Welt zufrieden, 
wie alle Welt mit mir. — So hatte ich beständig Freunde, beständig Bei¬ 
stand, Zutrauen, Geschäfte. Gott gab Legen. Der Segen liegt im Recht- 
tun und Rechtdenken, wie im Kußkern der fruchttragende, hohe Baum. 
5o wuchs mein vermögen. „Wozu denn?" fragte ich. „Du brauchst 
ja nicht den zwanzigsten Teil davon. — Prunk damit treiben vor den 
Leuten? — Das ist Torheit. Zoll ich in meinen alten Tagen noch ein 
Loch im Ürmel aufweisen? hilf andern, wie dir Gott durch andere ge¬ 
holfen hat. Dabei bleibt's." — Jetzt, Konrad, gehe auf die hohe Zchule, 
lerne etwas Rechtes; denke an den Mann mit den schneeweißen haaren,' 
hüte dich vor dem ersten Loch im Ürmel,' mach's nicht, wie mein Kamerad 
Rlbrecht! Tr ward zuletzt Soldat und ließ sich in Rmerika totschießen." 
Heinrich Zschokke. 
75. Sprichwörter. 
Rein und ganz gibt schlechten Kleidern Glanz. — Kleider machen 
Leute — Ordnung hilft haushalten. — Um eines Hufeisens willen verdirbt 
coft ein Pferd. — Gott gibt wohl die Kuh, aber nicht den Strick dazu. —
	        
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