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Landeskunde der preußischen Rheinprovinz.
dem mittleren Neufundland und der Festung Metz. Die ostasiatische Insel Sachalin,
die von den Breitenkreisen unserer Provinz durchschnitten wird, besitzt ungefähr die
dreifache Längenausdehnung. — Die Richtung der Kompaßnadel weicht um etwa 11«
von der K-Richtung nach W ab.
Der westlichste Punkt Rheinpreußens liegt 5°51|', der östlichste 8° 2^' ö.
von Greenwich, außerdem der Kreis Wetzlar zwischen 8° 15' und 8°43' ö. Länge.
Der Zeitunterschied (Ortszeit) zwischen dem Ost- und dem Westpunkte des Haupt-
landes beträgt 8^ Minuten^).
In der Mitte der Provinz, etwa in der Breite von Wetzlar, ist der Längengrad
70,9 km, am Nordende 68,84 km, am Südende 73,02 km breit' das Eingradfeld (d. h.
das Erdoberflächenstück zwischen zwei aufeinanderfolgenden Längenkreisen und zwei
benachbarten Breitenkreisen) ist im 50. Breitengrad 8054 qkm, im 51. aber 7890 qkm
und im 52. nur noch 7724 qkm groß (Globus!)2).
Der Mittagskreis der höchsten Erhebung des mittleren Rheinlandes, der Hohen
Acht (ungefähr 7° ö. von Greenwich), geht durch die Südspitze Norwegens, das Kap
Lindesnäs, durch die deutsche Insel Iuist, durch Essen, Saarbrücken, die ö. Mont Blanc-
Kette und Eannes am Mittelmeer, tritt in das afrikanische Festland in der Nähe von
Philippeville (Algerien) ein und verläßt es wieder im ö. Niger-Delta.
Gegenfüßler hat das Rheinland nicht, denn die gerade entgegengesetzte Stelle der
Erde, s.o. von Neuseeland, überfluten die Wogen der Südsee.
3. In dem Deutschen Mittelgebirgslande lassen sich zwei große Becken
unterscheiden, die beide durch einen gebirgigen Wall gegen die Norddeutsche
Tiesebene abgeschlossen sind: das Böhmische und das Südwestdeutsche
Landbecken. In bezug auf Entstehung, Gesteinsschichten und Bewässerung
sind beide durchaus einheitliche Gebietes.
Die große Achse des Südwestdeutschen Beckens ist die Oberrheinische
Tiefebene^); dem Schwarzwald und dem Odenwald entsprechen Wasgau
und Hart (oder Haardt), denSchwäbisch-Fränkischen Stufenlandschaften
die Lothringischen und dem durch den Deutschen Iura gebildeten Ostrande
die Striche gleichen Gesteins an der Maas.
Ahnlich wie das Landbecken von Böhmen Sudeten und Erzgebirge als
n. Scheidewand gegenüber dem Flachlande aufweist, so bildet vor dem Süd-
westdeutschen Becken die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle eine n. Umwallung,
zwar nicht sehr hoch, aber so breit, daß sie eine eigene Gebirgslandschaft dar-
stellt, die von der Sächsisch-Thüringischen Tieflandsbucht bis zu den Ardennen
reicht. Das Saaleland Thüringen, das Weserland Hessen, n. von beiden ein
Vorland nach der Tiefebene hin und das Rheinische Schiesergebirge sind die
vier natürlichen Teile dieser Gebirgsschwelle- gerade durch den westlichsten dieser
vier Teile finden die Gewässer des ganzen Südwestdeutschen Beckens ihren
engtaligen Weg nach dem Tieflande. Auf der linken Rheinseite legt sich dabei
das Pfälzer Bergland als Übergangsgebiet zwischen Hart und Schiefer-
gebirge (siehe Kärtchen S. 5).
!) Der Zeitunterschied zwischen Köln (Wetterwarte) und Greenwich ist 4-27™ 48s,
mithin ist die „Mitteleuropäische Zeit" (M.E.Z.) der Kölner Ortszeit um 32m 12« voraus.
2) Man veranschauliche sich in der Heimat Größen von 1 km Länge und 1 ha
= Vi00 qkm Fläche (z. B. eine lange Straße und einen freien Platz in der Vaterstadt).
3) Vgl. Penck, Das Deutsche Reich? Ratzel, Deutschlands Kutzen-Steinecke, Das
deutsche Land; F. W. Paul Lehmann, Länder- und Völkerkunde, I.; Hettner, Grund-
züge der Länderkunde, I., Europa, 1907.
=obere rheinische Tiefebene, im Gegensatz zu der niederen im I^W-Teile
der Rheinprovinz.