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I. Luroxa,
Die alten Einwohner waren die Iberer, an deren Namen noch der
Ebro gemahnt (im Altertum Iberus [iberus]), von deren Verwandtschaft
aber nichts bekannt ist. Sie wurden seit der Zeit des zweiten puuifchen
Krieges Rom unterthan und während der sechs Jahrhunderte der Römer-
Herrschaft romanisiert. Das Reich der in der Völkerwanderung eiu-
gedrungenen Westgoten erlag 711 dem Ansturm der aus Nordafrika
eingebrochenen Arabers welche dann jahrhundertelang fast die ganze
Halbinsel als einen Mohammedaner-Staat beherrschten. Nur in den
n. Gebirgen hielten sich noch Christen; von hier aus begann in der
zweiten Hälfte des Mittelalters die Wiedereroberung, bis 1492 der
letzte Rest der arabischen Herrschaft (in Granada) zerstört wurde. Unter
anderer Führung als das östliche Hauptland wurden die w. Terrassen-
Landschaften den Arabern entrissen (beide aber von N. nach S.^); daraus
entstanden die beiden Königreiche Spanien^ und Portugals
Die Lage am Ozean ermunterte beide Staaten seit dem 15. Jahr-
hundert zu großen überseeischen Entdeckungen und Besitzergreifungen.
Der Papst teilte unter sie die außereuropäische Welt: den Portugiesen
sollte die östliche Hälfte (von Brasilien ab ostwärts) gehören, den
Spaniern die westliche. Daran erinnert jetzt noch die potugiesische
Sprache in Brasilien, die spanische im ganzen westlicheren Amerika,
soweit dort nicht englisch geredet wird. Aus dem noch um 1800 so
großen überseeischen Besitztum sind den Portugiesen nur noch geblieben
die afrikanischen Jnselbesitzungen im atlantischen Meer, die Küsten-
Provinzen an der W.- und O.-Seite Südafrikas sowie das nö. Timor, ^
den Spaniern (nach dem verlustreichen Krieg gegen die Vereinigten Staaten ^
im Jahr 1898, der ihnen Kuba, Puertorico und die Philippinen nahm)
bloß noch die Kanarien nebst zwei von denGuinea-Jnseln, die Marianen^,
und Karolinen. ^ +
*
I. Portugal, y6 der Halbinsel befassend, ein schwacher Staat,
dessen Boden großenteils wüst liegt und dessen Bewohner auch zur In-
dustrie zu schlaff sind. Ausfuhr vor allem Wein, daneben die Rinde
der immergrünen Korkeiche (zu den Flaschenkorken). Die beiden einzigen
Großstädte liegen als Hasenstädte an den Mündungen der beiden wich-
tigsten Flüsse: ^Lissabon an der seeartigen Verbreiterung des Tajo
(portug. Tejo [tescho]) vor seiner Ausmündung, 3 Ht. E., *Porto
1 Hier gewöhnlich Mauren genannt, da sie mit nordasrikanischen Stämmen
verniischt die Eroberung ausführten.
2 Kastilien (1). h. Burgenland, vom spanischen castillo [faftiljo] = 33uig, da
es stete Verteidigung gegeu die nur allmählich Zurückweichenden galt) heißt daher
in seiner N.-Hä'lfte'Alt-, in seiner S.-Hälste Nen-Kasiilien. Nur in der S.-
Hälfte der Halbinsel deuten die mit „Guad" beginnenden Flußnamen auf längere
Anwesenheit der Araber.
3 Gekürzt aus Hispania, wie die Römer die ganze Halbinsel nannten.
4 So genannt, weil es aus der kleinen n. Grafschaft um Porto (früher
Portus Cale = Hafen Cale) hervorgegangen war durch Verdrängen der Mauren bis
über die S--Küste.