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]. Europa.
nachmals von da aus England eroberten. Hier ^Rouen sruäng^, bis
wohin kleinere Seeschiffe die Seine hinauffahren können, also gewisser-
maßen eine Seehafenstadt von Paris. Ungefähr ebenso volkreich ^Havre
[dwr], eigentlich le Havre [lö dwr], an der N.-Seite des Spitzgolfes,
in den die Seine mündet; wichtigster französischer Seehafen der atlanti-
sehen Küste (Ausfuhr der französischen Kunsterzeugnisse, Einfuhr nament-
lich von Baumwolle, auch von Brotkorn, d.h. in Frankreich Weizen, aus
Nordamerika, Einschiffungshafen der überseeischen Auswanderer, teilweise
selbst der deutschen). An der N.-Küste der Halbinsel der stark befestigte n.
Kriegshafen Cherbourg ^schärbür^.
2. Der Nordosten. Jenseit der Picardie [ptfarbi] (des Gebiets
der Somme mit 'Amiens [aimang]) liegt Artois [drtuaj an der flan¬
drischen Grenzhöhe mit den Überfahrtshäfen nach England Calais und
Boulogne [lmlonje]; auf der NO.-Seite der Grenzhöhe das unter Lud-
wig XIV. eroberte Stück von Flandern, das nun sogenannte Franzö-
fisch-Flandern, von Dünkirchen sö. an der Grenze von Belgien
hinziehend, großenteils bereits Scheldegebiet, wo das Französische das
plattdeutsche Flämisch noch nicht ganz verdrängt hat. Eine Menge Festungen
sollen hier den fehlenden natürlichen Grenzschutz ersetzen, darunter *Lille
[Itl], 2 Ht. E., zugleich Mittelpunkt der schwunghaften Webeindustrie in
Leinen und Baumwolle, wofür die von Belgien am Gehänge der Ardennen
hereinreichenden Steinkohlenflöze stark ausgebeutet werden und wodurch
dieser N. der dichtest bevölkerte Strich Frankreichs geworden ist; berühmt
die Spitzenfabrikation von Valeneiennes ^walangßian^ an der Schelde.
Das weniger industrielle als ackerbauende, mit ausgedehnten Laubwäldern
versehene Lothringen wird n. durchzogen von der aus der Pfalz kom-
inenden, s. von der von Straßburg nach Ehälons für Marne gehenden
Straße: an jener Verdun [iverbortg] beim Maasübergang, an dieser
'Nancy [rtangfn], größte Stadt und Mittelpunkt Lothringens an der
Meurthe [mort], einem r. Zufluß der Mosel, und Toul [tut], am
westlichen Eckpunkt der Mosel, beides starke Festungen.
3. Der Westen. Die Bretagne, mit dem großen w. Kriegshafen
'Brest [brast] am n. der beiden W.-Einfchuitte des Meeres, weist ihre
Bewohner mehr auf die See, da mit dem übrigen Frankreich kein größerer
Fluß verbindet und der Fischfang an den Küsten und auf hoher See
mehr lohnt als die Bewirtschaftung des teilweise unergiebigen, mit Heide
überzogenen Bodens. Daher sind die Bretagner stets tüchtige Seeleute
gewesen, und noch alljährlich gehen ganze Fischerflotten derselben nach
dem isländischen Meer und den Neufundland-Bänken. An der Loire:
St. Nazaire [ßaug nafar], der jetzige Vorhafen von ^Nantes snängt^,
bis wohin Seeschiffe wegen Versandung des Flusses nicht mehr gelangen
können; dann wohlangebaute Landschaften wie Anjou [ängschü], Tou-
raine [turan], der „Garten Frankreichs", mit der alten Bischofsstadt
'Tours [turj, an der Flußbiegung Orleanais sorleana^ mit 'Orleans
[orleang|, um das so oft gekämpft wurde, da es die Brückenstadt der