beschützen und den Gottesdienst, den ich gelehrt habe, zu vertilgen suchen...
Auch diese kann ich nicht widerrufen; denn dadurch würde der tyrannische
Grimm der Feinde gestärkt werden. Mein Herr Christus hat gesagt, als
er von dem Hohenpriester über seine, Lehre befragt ward: Habe ich übel
geredet, so gieb Zeugnis von dem Übel. . . Deshalb flehe ich bei der
Barmherzigkeit Gottes die Höchsten wie die Niedrigsten an, mir meinen
Irrtum nachzuweisen und mich mit den evangelischen und prophetischen
Schriften zu überwinden. Bin ich darin unterwiesen, so will ich der
allererste sein, der meine Bücher in das Feuer wirft. . . Und so befehle
ich mich der Kaiserlichen Gnade und flehe, Kaiserl. Maj. wolle nicht durch
die böse Meinung meiner Feinde mich in Ungnade kommen lassen. . .
Da aber Kaiserl. Maj. eine schlichte und gerade Antwort begehrt, so will
ich eine Antwort geben, die nicht anstößig und nicht beißend ist. Ich
glaube weder dem Papst noch dem Konzilien allein, weil es am Tage
liegt, daß dieselben mehrmals geirrt und sich selbst widersprochen haben.
Werde ich nicht durch Zeugnis der Schrift oder mit deutlichen, augen¬
scheinlichen Gründen überwunden, so mag und will ich kein Wort wider-
rufen, weil wider das Gewissen zu handeln heillos und gefährlich ist.
Ich kann nicht anders. Gott komm mir zn Hilf. Amen. Da bin ich.
Luther
Die Reichsacht: Niemand soll Luther hausen, Höfen, ätzen,
tränken noch enthalten, noch ihm mit Worten oder Werken heimlich oder
öffentlich keinerlei Hilfe, Anhang, Beistand noch Fürschub beweisen, sondern
ihn, wo sie seiner mächtig würden, gefänglich annehmen und wohlbewahrt
vor Kaiserl. Maj. schicken. Seine Mitverwandten, Anhänger, EntHalter,
Fürschieber, Gönner und Nachfolger soll jedermann niederwerfen und
sahen und ihre Güter zu Händen nehmen und zu eigenem Nutz behalten.
Seine Bücher soll niemand kaufen, verkaufen, lesen, behalten, abschreiben,
drucken oder abschreiben nnd drucken lassen, sondern von allen Menschen
abthun und vertilgen.
7. Luther und dag Molk.
Die wittenbergische Nachtigall.
Weicht auf, es nahet gegen den Tag!
Ich hör' fingen im grünen Hag
Ein' wonnigliche Nachtigall.
Ihr' Stimm' durchginget Berg und Thal.
Die Nacht neigt sich gen Occident,
Der Tag geht auf vom Orient:
Die rotbrünstige Morgenrot
Her durch die trüben Wolken geht,
Daraus die lichte Sonn thnt blicken.
Des Mondes Schein thnt sich verdrücken.
Der' ist jetzt worden bleich und finster,
Der zuvor mit falschem Glinster (Glanz)
Die ganze Herd Schaf' hat geblendet,
Daß sie sich haben abgewendet
Von ihrem Hirten und der Weit)
Und haben sie verlassen beid. .
Haben gehört des Seiten Stimm
Und sind auch nachgefolget ihm,
Der sie geführet hat mit Liste
Ganz weit abwegs tief in die Wüste ....