VII. Die Römer. 61
hatten und die Heere anführten, waren die Co ns n ln
(Berather), durch Stimmensammlung nur auf ein Jahr
gewählt. Die ersten waren Brutus und Collatiuus.
In Nothzeiteu wurde ein Dictator gewählt, der auf
6 Monate unumschränkte Gewalt hatte. Diese Verände¬
rungen konnten nicht ruhig vor sich gehen. An einer Ver¬
schwörung in der Stadt nahmen selbst des Brutus beide
Söhne Theil. Brutus aber liest sie mit den andern Ver¬
schworenen hinrichten. Jetzt rückte Tarquinius mit
feindlichen Nachbarn vor; und als sein Sohn Aruns
den Brutus mit königlichen Insignien erblickte, stürzte er
wütheud auf ihn zu, und beide fielen, von den Lanzen
durchbohrt, vom Pferde. Später kam der König Por-
senna von Clnsinm und besetzte einen Berg jenseits der
Tiber, über welche eine hölzerne Brücke zur Stadt führte.
Die Brückenwache floh; aber Horatins Codes stemmte
sich mit zwei Gefährten dem eindringenden Feinde so lange
entgegen, bis die Brücke abgebrochen war, worauf er sich
in den Strom warf und unter einem Hagel von Ge¬
schossen glücklich hinüber schwamm. Während der Bela¬
gerung, die drückend zu werten anfieng, gieng ein jMger
Römer, Mucius Seävola, Willens, den König zu
ermorden, in's feindliche Lager. Er durchbohrte den Zahl¬
meister statt des Königs. Als man ihn festhielt, erklärte
er unerschrocken, was er vorgehabt hatte, und daß noch
Viele den Versuch wiederholen würden. Der König drohte
mit dem Feuertode, wenn er sich nicht näher erklärte. Er
aber, seine Todesverachtung zeigend, streckte rnhig den
Arm über ein dastehendes Kohlenmeiler. Der erstaunte
König verglich sich mit den Römern und zog ab. Er
erhielt Jungfrauen zu Geiseln; aber auch diese bewährten
ihren Muth, indem sie unter der Anführung der Clölia
in der ersten Nacht über die Tiber nach Hause schwam¬
men. — Zuletzt bewaffnete sich auch der latinische Städte-
buud zu Gunsten des Tarquinius; aber der Sieg der
Römer beim See Regil lus (496) sicherte für immer
Roms Freiheit. Im folgenden Jahre starb Tarquinius.