Das Königreich Sachsen.
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Durchschnitt durch das Elbsandsteingebirge.
Die schwach muldenförmig gebogenen Sckichten lagern auf Granit und
Syenit. Das Elbtal (E) ist tief eingeschnitten. Von den obersten Sand-
steinschichten (rechts) sind nur noch Restberge vorhanden. (Nach Credner.)
Jeschken in Nordböhmen. Längs dieser „Lausitzer Hauptverwerfung" sank
das Sandsteingebiet ab, während der östlich anstoßende Granit sich hob. Ungefähr
gleichzeitig erfolgte auch die Ausbildung des böhmischen Steilhanges am Erzgebirge.
Dieser setzte sich ebenfalls in das Sandsteingebiet hinein fort, so daß letzteres bei
Bodenbach in einigen Stufen südwärts abgesunken ist(„Stasfelbruch"). So stellt die
heutige Sandsteinplatte eine „Scholle" dar, die sich nicht mehr in ihrer ursprünglichen
Lage befindet. Schon in
der Tertiärzeit mag über
die Platte ein größerer
Strom geflossen sein, dessen
Bett aber mehr als 100 in
höher lag als das unserer
Elbe. In der Eiszeit be-
deckte das Inlandeis einen
großen Teil des Gebietes
und ließ seine Grundmoräne
zurück. Nach dem Verschwinden des Eises bildete sich das Netz der heutigen Ge-
Wässer, die ihre Täler rasch tief in den Sandstein einnagten. Die Spuren der
eiszeitlichen Elbe finden wir auf der „Ebenheit" bei Pirna, und es ist kein Zweifel,
daß die schroffen Berge (Lilienstein n. a.) nur die letzten Reste einer höhergelegenen
Sandsteinplatte sind, die die tertiären und eiszeitlichen Flüsse zersägt haben. Man
nennt solche Berge Rest- oder Jnselberge.
Bodennutzung. Da die meisten Arten des Sandsteins porös und wasserdurch-
lässig sind, ist die „Sächsische Schweiz" Wasser- und quellenarm. Viele Täler sind heute
„Trockentäler". Der Boden ist einigermaßen fruchtbar, wo Geschiebelehm die Eben-
heiten überzieht; dort breiten sich Getreidefelder aus. Auf dem losen Verwitteruugs-
sande dagegen gedeihen nur Trockenlandpflanzen, wie Kiefern, Heidekraut, Adlerfarn,
Besenginster. Wald nimmt namentlich im 8 den größten Teil des Gebirges ein.
In den feuchten, lichtarmen Gründen wachsen nässe- und schattenliebende Pflanzen,
wie zierliche Farne, großblättrige Pestwurz, dazu als Baumbestand namentlich
Fichten. Laubwald (Rotbuche) ist auf die mit zähem Lehm bedeckten Basaltgipfel
beschränkt, die ihre Entstehung den vulkanischen Ausbrüchen der Tertiärzeit ver-
danken (Großer Winterberg, Zschirnstein).
Siedelungen. Die Menschen haben das Elbsandsteingebirge lange gemieden.
Kein Weg führte hindurch; auch der Wasserweg der Elbe ist erst brauchbar geworden,
als man die zahlreichen Felsblöcke aus dem Strombett beseitigt hatte. Noch im Mittel-
alter umging der Verkehr das Gebiet, und die von N kommenden Straßen bogen bei
Pirna nach dem östlichen Erzgebirge (Nollendorfer Paß) und der Laufitz ab, um nach
Böhmen zu gelangen. Es fehlte an Raum für die Anlage von Siedelungen; die Täler
sind zu schmal, die Ebenheiten vom Tale aus schwer zugänglich. Noch heute sind die
größten Orte an den beiden Enden: Pirna und das böhmische Tetschen, alte
Zollstätten, die ihre Bedeutung als Handelsstädte behalten haben. Auch Sebnitz
mit seiner lebhaften Industrie (künstliche Blumen) ist eine Randstadt. Im Elbtal
ist Schandau ein vielbesuchter Kurort an der Kirnitzschmündung. Königstein,
überragt von der Felsenfeste, und Wehlen am Fuße der Bastei sind wohlbekannte