Allgemeiner Teil. 5
Die deutschen Mittelgebirge zeichnen sich durch außerordentlich lockeres Gefüge
aus. Nirgends bilden sie schwer übersteigbare Verkehrshindernisse; Pässe über-
schreiten sie; Lücken führen zwischen ihnen hindurch. So ist der deutsche Boden trotz
seiner vielen Gebirge recht wegsam. (Vgl. das Kärtchen S. 8!)
Nach der Richtung der Mittelgebirge sondert man sie in drei Gruppen:
1. Rheinische Richtung: N—S.
2. Erzgebirgische Richtung: M—SW.
3. Sudetische Richtung: NW—SO.
Nach dem Landschaftscharakter können wir unterscheiden:
1. Kettengebirge — langgestreckt, gipfelreich,
2. Kammgebirge — langgestreckt, gipfelarm,
3. Massengebirge — gedrungen, slachkuppig,
4. Plateaus — flache Oberfläche, steile Abfälle,
5. Stufenländer, Terrassen. (Beispiele?)
Erdgeschichtliche Entwicklung der Vodenformen.
Die für die Geographie Deutschlands wichtigsten Ereignisse der Erdgeschichte
sind folgende:
Die ältesten Gesteine aus der Urzeit und Vorkohlenzeit^), z.B. Gneise,
Glimmerschiefer, Urtonschiefer, Tonschiefer, Granwacken, wurden während der
Steinkohlenzeit mächtig zusammengefaltet. So entstanden lange Hochgebirgsketten,
die sich durch West- und Mitteleuropa erstreckten. Den deutschen Anteil hat man
bisweilen als „Mitteldeutsche Alpen" oder varistisches, auch variskisches'^) Ge-
birge bezeichnet. (Vgl. die Skizze S. 6!)
Mächtige Bergströme trugen Schuttmassen aus dem Gebirge in die Ebene oder
in das Meer. Hier und da bildeten sie weite Sumpfgebiete. Die darin wachsenden
Bäume (Farne, Schachtelhalme, Bärlappgewächse) wurden nach ihrem Absterben
in Schlamm eingebettet und verkohlten. Deshalb finden wir heute an den Rändern
der alten Faltengebirge große Steinkohlenlager.
In der Nachkohlenzeit wurden die hohen Gipfel allmählich abgetragen. Ihre
Trümmer häuften sich am Fuße des Gebirges in mächtigen Geröllschichten an. Diese
Schuttmassen sind nachträglich meist durch rötlichen Ton zu Stein verkittet („Rot-
liegendes"). In derselben Erdperiode quollen an vielen Stellen Deutschlands
gewaltige Lavamassen aus der Erde und erstarrten zu Porphyr.
Danach gerieten weite Gebiete Deutschlands für lange Zeit unter das Meer.
Auf dessen Grund haben sich z.B. die Steinsalzlager Norddeutschlands („Zech-
steinperiode"), die versteinerungsreichen Muschelkalke („Triasperiode") Thü-
ringens und Frankens, die Kalkbänke des Juragebirges („Juraperiode"), die Sand-
steine der Sächsischen Schweiz und die Schreibkreide Rügens („Kreideperiode")
abgesetzt. So war das Mittelalter der Erde für Deutschland eine Zeit der Ruhe.
i) Auf der „geologischen Karte" stehen für die Vorkohlenzeit die fremden Namen: Kam-
brium, Silur, Devon.
^) Nach einem alten germanischen Volksstamme, der südlich des Fichtelgebirges wohnte.