Object: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

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verlassene Gebiet. Diese übten in Vereinigung mit Slaven 
und Wendenvölkern (Karantanen) auf die Bojvarier einen 
solchen Druck aus, daß sich diese zur Auswanderung genötigt 
sahen. In westlicher und südwestlicher Richtung vorgehend, 
rückten die Bojoarier in jene Gefilde ein, welche nachmals 
und noch heute Bayern heißen. Im Norden war die D o n a u, 
östlich die Enns, südlich der Nocius (Roßbach oberhalb 
Trient), westlich der Lech die Grenze des neu besetzten Gebietes. 
Was sich auf dieser Strecke von Ra etiern, Vindeliziern und 
Bojern noch vorfand, verschmolz mit den eingewanderten 
Bojoariern allmählich zu einem Volke. Die zurückgebliebenen 
römischen Unterthanen wurden tributpflichtig und Röm- 
l i n g e (Romanisci, Romanenses), Wallen, Walche oder 
Wals che genannt. Letztere Namen leben noch in Wallen¬ 
stein, Wallersee, Traunwalchen, Straßwalchen, See- 
walchen fort. 
In dem neuen Vaterlande hatten die BojOarier nach drei 
Seiten Nachbarn germanischer Abkunft: im Süden die Longo- 
barden, nach Westen die Sueveu oder Alemannen, die 
vom Lech bis über den Rhein saßen, nach Norden die Her- 
m unduren, die von der Donau bis zum Sachseulande wohnten. 
Über die Alemannen- und Hermunduren gewannen die 
Franken, welche unter Chlodwig in Gallien ein Reich ge- 
gründet hatten, die Oberherrschaft. Diese nahmen beiden 
Stämmen einen Teil ihres Gebietes weg und setzten sich in 
demselben in großer Anzahl fest In der Folge erhielten diese 
Gebiete die Namen Rheinfranken und Ostfranken. Rheim 
franken umfaßte vornehmlich die heutige Rheinpfalz und einen 
Teil des Großherzogtums Hessen, Ostfranken vornehmlich das 
heutige bayerische Franken. Auch die Bojoarier konnten sich 
der fränkischen Oberherrschaft' nicht lange erwehren. Sie be- 
hielten zwar ihr Land, ihre Gesetze und ihren Herzog, mußten 
sich aber verpflichten, auf ihrer Seite das Frankenreich zu 
schützen und die Herzöge, welche sie aus der Familie der AgiloU 
fing er wählten, durch den fränkischen Hof bestätigen zu lassen. 
§ 5. Garibald I 554—590, der älteste von den agilot- 
singischen Bojoarenherzögen, die uns bekannt sind, residierte ge- 
wohnlich zu Regens bürg. Er verband sich mit den Feinden
	        
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