Das Mitteldeutsche Gebirgsland. 53
preußische Staßfurt und das benachbarte anhaltische Leopoldshall sind die
Hauptorte des Salzbergbaues. Bei Schönebeck gewinnt man ebenfalls Salz;
aber man löst es in Wasser, pumpt die „Sole" hoch, läßt das Wasser zum Teil in
„Gradierwerken" verdunsten und siedet es schließlich ein.
Die Fruchtbarkeit des Bodens, dazu die Nähe reichlicher Düngemittel machen
es möglich, im Harzvorland auch anspruchsvolle Pflanzen zu bauen. Quedlinburg
ist Mittelpunkt großartiger Gärtnereien; bei Halberstadt und vor allem gegen
die Elbe hin baut man Zuckerrüben. Die einzige Großstadt ist Braunschweig
(145000 E.), an einer alten Handelsstraße günstig gelegen (Wurstwaren, Kon¬
serven!).
Der Thüringer Wald.
Der eigentliche Thürmger Wald gehört ebenso wie der Harz und das Rheinische
Schiefergebirge zu jenem alten Zug von nordöstlich gerichteten Faltengebirgen aus
der Steinkohlenzeit. Aber die Falten wurden abgetragen zu einer einförmigen
Rumpfebene. Dann bildeten sich lange Spaltenzüge in Südostrichtung, längs denen
eine schmale Erdscholle emporgepreßt wurde. Dadurch entstand das heutige Kamm-
gebirge mit seinen steilen Abhängen; der jetzige Thüringer Wald ist also ein Horst,
ein junges Bruchgebirge, zusammengesetzt aus alten Schiefern und Granit, vor
allem aber aus Porphyr.
Mauerartig erscheint der Thüringer Wald, von der Ebene aus gesehen. Seine
Kammlinie ist nur schwach gewellt; die höchsten Berge (Beerberg 1000 in, In-
selsberg 900 in) ragen nur etwa 300 m über ihre Umgebung hervor. Umgekehrt
fehlen aber auch tiefe Paßeinschnitte, so daß das Gebirge den Verkehr hemmt und
auf seinem Kamme die alte Stammesscheide zwischen den Thüringern (N) und den
Franken (S) entlang läuft. Der „Rennsteig", zum Teil als Straße ausgebaut,
zum Teil nur eine Waldschneise, bezeichnet diese wichtige Grenzlinie. Herrliche
Waldungen, wohlgepflegte Wege, schöne Täler machen das Gebirge zum „Park
Deutschlands", zu einem der beliebtesten Reiseziele. Bäder und Sommer-
frischen, wie Friedrichroda, Ilmenau, Oberhof, bieten den Fremden Unter-
knnft.
Der dürftige Ackerboden an den Berglehnen reicht zur Beschäftigung der Be-
völkerung nicht aus. Die Vorräte an Holz und nutzbaren Gesteinen (Granit, Por-
phyr) weisen auf Waldarbeit und Steinbruchindustrie hin. Besondere Jndu-
striezweige haben sich ausgebildet in Ruhla, wo Meerschaum aus Kleinasien zu
Pfeifenköpfen und Zigarrenspitzen verarbeitet wird, und in Suhl mit seiner berühmten
Gewehrfabrikation.
Frankenwald. Etwa von der Linie Ilmenau—Koburg an geht das schmale
Kammgebirge in eine breite Hochfläche über, die man besser vom Thüringer
Wald unter dem Namen Frankenwald abtrennt. Hier ist noch die alte Rumpf-
ebene vorhanden, bestehend aus alten Schiefergesteinen. Wie im Rheinischen
Schiefergebirge sind nur die widerstandsfähigen Gesteinsstreifen (Quarz) als „Härt-
linge" herausgewittert. Landschaftlich schön sind die tief eingenagten gewundenen
Täler mit ihren waldigen Hängen. Die schönsten sind das Schwarzatal mit dem
herrlich gelegenen Schwarzburg und das Saaletal.