2. Rußland. — E. Rückblick auf Europa.
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Rückblick. § 156.
Rußland ist nach dem Britischen Reiche da- größte Reich der Lrde,
an Volkszahl das drittgrößte. Ls ist ein einziges gewaltiges Flachland,
das Land der geographischen Einheitlichkeit nicht nur in der Boden-
gestalt und Bodenart, sondern auch im Klima, in der Bewässerung und
den Bevölkerungsverhältnissen.
von den Ländern Luropas hat es die ungünstigste Weltverkehrslage,
die auch durch die Länge der schissbaren, aber lange Zeit zugefrorenen Wasser-
straßen nicht ausgeglichen wird. Daher ist seine Seemacht unbedeutend.
Als Landmacht ist es einslußreich. Schwächen Rußlands sind die geringe
Volksdichte, die niedrige Bildungsstufe der armen russischen Volksmasse, die
Willkür und gewinnsüchtige Selbstsucht der Beamten.
Rußland bildet die erste Kornkammer Luropas. Seine Ausfuhr er-
reicht einen weit höheren Wert als die Linsuhr.
In Asien sucht Rußland, um seinen großen Besitz zu erschließen, Jutritt
zu den Ozeanen. Daher steht es in natürlicher Gegnerschaft zum Britischen
Reich, namentlich am Indischen Ozean, am stillen Ozean außerdem zu
Japan.
Die russische Ausfuhr ins Deutsche Reich stand an erster Stelle,
vor der Einsuhr der Union und Großbritanniens nach Deutschland. Der
Einfuhrwert deutscher Waren nach Rußland beträgt dagegen seit Jahren
nur etwa ein Drittel des Wertes der Ausfuhr ins Deutsche Reich. Er
blieb weit hinter dem Betrage zurück, sür den wir L^andelsgegenstände nach
Großbritannien, Österreich-Ungarn, der Union, den Niederlanden und sogar
nach der Schweiz senden.
E. Rückblick auf Europa.
1. Gewässer.
Europa kann sich an Größe und Wassermenge seiner Flüsse nicht mit § 157.
den großen Strömen Asiens, Amerikas und Afrikas messen, dagegen über-
trifft es alle anderen Erdteile an Zahl der schiffbaren Flüsse. Dazu
sind diese nicht durch Wasserfälle, Stromschnellen und andere Hindernisse
gestört. Wo finden die bedeutendsten Flüsse Raum zur Entwicklung?
Diejenigen mitteleuropäischen Flüsse, die vom Wasserschatze der
Alpen das ganze Jahr hindurch gespeist werden, haben nur wenig
schwankenden Wasserstand und dienen dem Verkehr fast das ganze Jahr
hindurch. Je weiter nach W und S, um so günstiger werden ihre Eis-
Verhältnisse für den Verkehr.
Den Flüssen der drei großen südlichen Halbinseln kommt Haupt-
sachlich wegen ihres unregelmäßigen Wasserstandes und ihrer geringen Länge
nur wenig Bedeutung zu.
Die Verkehrsbedeutung der beiden größten Ströme Europas, der
Wolga und der Donau, wird durch die Einmündung in abgeschlossene
Meeresbecken stark verringert und steht hinter der des Rheins weit zurück.