4. Deutsch-Ostafrika.
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sich zur nomadisch betriebenen Viehzucht. Diese aber ist durch die Rinderpest und
durch räuberische Stämme bedroht. Alle dem tropischen Afrika eigenen Tierformen
sind vertreten.
Auf dem fruchtbaren Boden des Bergrandes stehen Urwald oder Kokos- uud
Ölpalmen, oder baut der Neger seine Feldfrüchte. Anbauversuche deutscher Pflanzer
mit Kaffee, Tabak und Baumwolle sind ermutigend ausgefallen. In das Kaffee-
land Usambära führt von Tanga eine Eisenbahn (Kapspur, 1 m).
Auch unterirdische Schätze sind gefunden (Gold, am Njassa Kohlen), aber zu
ihrer Ausbeutung gehört ebenso wie juft Gedeihen des Handels und des Plan-
tagenbaues gute Eisenbahnverbindung von der Küste an die Seen, um so mehr,
als die Briten nahe an unserer Nordgrenze schon eine Bahn bis zum Viktoria-See
gebaut haben. Dadurch ist die Gefahr entstanden, daß die von Trägerkarawanen
begangenen Handelspfade im deutschen Gebiet veröden. Die Einfuhr deutscher
Waren kann bisher gegen die britischen Waren nicht aufkommen. Ausgeführt
werden zurzeit Kautschuk, Kopra, Kaffee, Elfenbein und Kopalharzi. Inder haben
60—70% der gesamten Handelsgeschäfte 2 an sich gerissen.
Die Reichspostdampfer nach Hamburg gebrauchen 36, bis Neapel 21 Tage.
Die Bevölkerung (s. Bild 38) besteht überwiegend aus ackerbauenden § 193.
Bäutuuegeru, die in einer sestuugähulicheu, rechteckigen Tembe oder in
einer Rundhütte mit Kegeldach wohnen. Vom S. her sind die tapferen
und gefürchteten Maftti und Wahehe eingedrungen (Kaffern) und von
N. her die kriegerischen Masai, ein semitisches Mischvolk. Die Araber
beherrschten früher den Handel und brachten den Küstenbewohnern den
Islam und die bäntu-arabische Mischsprache des Kisuahel, d. i. Sprache
der Küstenlente.
Siedlungen. Die Hafenorte sind zugleich Hauptorte uud Militärposten: im
N. das verhältnismäßig gesunde Tanga, 4000 E., und Bagamöjo, der Aus-
gaugspunkt der Karawanen, der neben 10 000 E. oft, weit mehr fremde Träger
zählt. Sitz des deutschen Gouverneurs ist DaressalamZ (6000 E.), ein guter
Hafen mit schmucken europäischen Bauten. Im S. ist Lindi der Hauptausfuhr-
ort für Kautschuk. Stationen befinden sich bereits an den drei Seen und am
Kilimandscharo. — Der Entwicklung der Kolonie sind hinderlich: die Zurück-
Haltung des deutschen Kapitals, das Klima und der Einfluß der Inder und Araber.
B. Die deutschen Kolonien in der Südsee.
Sie liegen wie die afrikanischen im tropischen Gebiete der Südhalb- § 194.
kugel. Sie find daher nur Handels- und Pflauzuugs-, nicht Siedluugs-
kolouieu. Denn in all diesen Ländern herrscht die wenig schwankende und
äußerst feuchte Treibhauswärme von + 26° (f. Fig. 17), die wegen der
Fiebergefahr dem Europäer unerträglich ist. Alle diese Schutzgebiete zu-
summen sind noch nicht halb so groß wie das D. R. und haben nur
0,4 Mill. E., davon i. I. 1904 947 ansässige Europäer.
1 D. i. eilt bernsteinartiges Harz, das zur Lackherstellung verwandt wird.
2 Ihre Münze ist die Rupie [rupt] — 1,3Q J/. Die Rupie ist neuerdings einge¬
teilt in 100 Heller. — 3 ®. i. Wohnung des Friedens.
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