II. Die deutschen Mittelgebirge. 39
In politischer Beziehung gehört der weitaus größte Teil des ganzen
Gebietes zum KönigreichSachsen; am Vogtland haben noch diereußischen
Fürstentümer (Reuß älterer Linie und Reuß jüngerer Linie) Anteil.
Auch das Sächsische Bergland bildet keine politische Einheit.
Das Vogtland (400 m) ist ein flachwelliges, wiesen- und felderreiches Plateau.
Der südliche, sehr malerische Teil der Landschaft heißt nach dem hier entspringen-
den Flusse auch Elstergebirge.
Die gewerbliche Tätigkeit des Vogtlandes stützt sich auf die nahen sächsischen
Kohlenlager sowie auf die äußerst günstige Verkehrslage des Gebietes an der Eisen-
bahnlinie Berlin—Leipzig—München—Brenner. An der Elster liegen die sächsischen
Städte Plaueu (105000 Einw.) und Reichenbach, dann die reußischen Residenz-
stüdte Greiz und Gera; alle diese Städte sind Sitze großer Webereien. Den Hauptfach-
lichsten Erwerbszweig des Vogtlandes bildet wie in ganz Sachsen die Textilindustrie.
Profil durch das Erzgebirge von dl. nach S.
M, d. Länge 1:1000000. — M. d. Höhe 1:250000.
Das Erzgebirge. Es verläuft von SW. nach NO. und besteht aus breiten,
allenthalben bebauten Hochflächen mit überragenden und bewaldeten Kuppen,
deren höchste der Keilberg (1240 m) ist. Hochgelegene Pässe erschweren wie
im Thüringerwalde den Verkehr von N. nach S. Die Abdachung des Gebirges
ist steil nach S., sehr langgedehnt und wellig an der Nordseite. Diese allein wird
auch von größeren Flüssen durchzogen: der Zw ick au er und der Freiberge r
Mulde; beide Gewässer vereinigen sich im Tiesland zu einem Flusse, der Mulde,
die die Elbe bei Dessau erreicht. — Das Erzgebirge besteht hauptsächlich aus
Gneis; es ist ein altes, größtenteils abgetragenes, kuppenreiches Massengebirge
wie Harz, Böhmerwald und Fichtelgebirge, aber mit ganz ungleichseitiger Ab-
dachung.
Die größte Bedeutung kommt der Nordseite des Gebirges (ganz im König-
reich Sachsen gelegen) zu; hier lassen sich drei Zonen unterscheiden: eine obere,
mittlere und untere.
In der oberen Zone ist das Klima sehr rauh und vereitelt nicht selten
die größten Anstrengungen des Landmannes. Daher treibt das Volk hier be-
sonders Hausindustrien, zumeist Weberei, ferner Spitzenklöppeln, Strohflechten,
Spinnen usw. Größere Orte sind Annaberg und Schneeberg. Bergbau
hat nach dem Rückgange des Silberreichtums im Gebirge nur noch das nörd-
licher gelegene Freiberg an der Mulde (30000 Einw.) mit altberühmter Berg-
akademie.