Die Stadt Lübeck.
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(große Feuersbrünste von 1251. 1276), später aus Fachwerk- am Ende des
13. Jahrhunderts begann der Bau massiver Häuser mit Treppengiebeln. Die
Häuser liegen alle mit dem Giebel an der Straße und sind sehr tief. An
der großen und hohen Diele mit mächtigen Fenstern liegen die wenigen Wohn-
räume, die Diele selbst und viele, nicht selten 5—6 Böden dienen als Waren-
lager. Winde. Bodenluken. Flügelanbauten (14.—16. Jahrh.). Portale
(16. Jahrh.). Das mittelalterliche Gepräge der Stadt hat sich in vielen
Teilen bis heute erhalten.
Lübeck wird von S. nach N. von zwei Hauptstraßen — Breite- und
Königstraße — mit ihren Fortsetzungen — Burg- und Mühlenstraße —, von
O. nach W., von zahlreichen meist schräg abfallenden Straßen (Gruben) durch-
zogen, welche durch fchmälere Qner-(Dwas-)Straßen verbunden sind.
Die Namen der Straßen sind teils der Örtlichkeit entlehnt, z. B.
St. Annenstraße, Petersgrube, Ellerbrok, Burgstraße, Engelswisch, oder schließen
sich an Eigennamen an, z. B. Dankwarts-, Essen-, Marlesgrube, Tünkenhagen*),
Pleskow-, Roekstraße, oder weisen ans die Benutzung hin, z. B. Kohlmarkt
(= Kohlenmarkt), Musterbahn, Parade, Stavenstraße, oder stehen mit der Be-
schäftignng der Anwohner in Zusammenhang, z. B. Fischergrube, Fleischhauer-,
Wahm- (Wagemanns-), Glockengießer-, Schmiede-, Schlnmacher- (Salnnen
— grobes Wollenzeug) Straße.
Die Zahl der Straßen beträgt in der Stadt 11(1, die der freien
Plätze 3.
Der Klingenberg mit dem 1875 zur Erinnerung an den Krieg 1870/71
errichteten, von einer Germania gekrönten, Siegesbrunnen — die vier Statuen
stellen die Wehrkraft, Handel und Gewerbe, Wissenschaft und Kuust und den
Ackerbau dar; die vier Wappen sind diejenigen des Deutschen Reiches, der
Stadt Lübeck, Bismarcks und Moltkes.
Der Markt bildet ein regelmäßiges Viereck; die Nordostecke wird vom
Rathaus mit der Börse, die Westseite vom Reichspostgebäude, die übrigeu
Seiten von Privatgebäuden eingenommen. In der Mitte steht ein 1873 er-
richteter Brunnen mit den Statuen des Grafen Adolf II. von Holstein, Hein-
richs des Löwen, der Kaiser Friedrich I. und Friedrich II.; am Südende die
sog. Butterbude**) (bat Finkenbnr — Kaak).
In alter Zeit reichte der Marktplatz von der Holstenstraße bis zur Mengstraße und
vom Schüsselbuden zur Breitestraße; auf ihm stand die Marienkirche und das Rathaus.
Der übrige Raum diente zu Verkaufsstellen; nur hier durften die Bürger der Stadt,
Gärtner, Fischer, alle Handwerker, die Höker u. f. w. ihre Waren feilbieten; aus leichten
Buden wurden später mit Wohnungen versehene Gebäude. — In einem Einbau der Börse
ward bis zu Anfang dieses Jahrhunderts das Niedergericht abgehalten. Neben der Butter-
bude standen auf beiden Seiten bis 1873 die Fleischfchrangen, breite, einstöckige Holz-
buden.
Der Geibelplatz (Koberg — Grenzberg, Kuhberg, Kaufberg), auf ihm
das am 18. Oktober 1881) enthüllte Geibeldenkmal.
Geibel, geboren am IS. Oktober 1815 im Hause Fischstraße 25, gestorben am 6. April
1884 in seiner Wohnung Königstraße 12.
Die innere Stadt ist in 4 Quartiere — Marien-, Marien-Magdalenen-,
*) Hagen ^ großes Grundstück.
^ Jahrhundert wurden auf der Gallerie Leute zur Schau gestellt,
^ 0e36n die Marktordnung vergangen hatten; später ward in den unteren Räum-
lichkeiten Butter verkauft. Der eigentliche Kaak, die Schandsäule, an welche Verbrecher
gestellt und öffentlich ausgepeitscht wurden, stand bis 1811 mehr in der Mitte des
Marktes.