118
Turkestau eines Teils von Vorderindien und stiftete das Großmogul-Reich,
welches zuletzt fast die ganze Halbinsel umfaßte und erst durch die Engländer
seit dem 18. Jahrhundert allmählich vernichtet wurde.
2) Die^ Perser scheinen sich in einem Teile Turaus (in den alten
Provinzen Baktrien und Sogdiana) am reinsten erhalten zu haben; sie
heißen hier Tadschiks und wohnen hauptsächlich in den Städten. Von hier
stammt auch die Lehre Zoroasters (Zarathustras) ans alter, unbestimmter Zeit;
ursprünglich ein einfacher Naturdienst, in welchem die Sonne, das Feuer u. s. w.
verehrt wurden, trat später die Idee von dem Kampfe zwischen der guten
Macht (Ormuzd) und der bösen Macht (Ahriman) in den Vordergrund; die
gute Macht werde endlich siegen und zur ewigen Herrschast gelangen. Der
angesehenste Stand waren die Priester (Magier), ihre heiligen Bücher das
Zendavesta, welches den sorgfältigsten Ackerbau zur Pflicht macht; von den
Künsten blühte nur die Baukunst (Ruinen von Persepolis). — Erst im Mittel¬
alter traten große Dichter auf (Hafis, Firdusi). Seit 1000 n. Chr. wurde
Iran fast beständig von Mongolen und Türken beherrscht, und die alte Lehre
der Perser ist bis auf kleine Reste dem Islam erlegen.
3) Die Afghanen, Belutschen und Kurden (letztere die Nachkommen
der alten Karducheu in Persien und Armenien) sind den Persern nahe ver¬
wandt, meist nomadisierende oder räuberische 'Stämme. Auch sie hängen dem
Jsläm au. .
4) Tie Armenier, seit uralten Zeiten im oberen Gebiet des Enphrat
ansässig, treiben in ihrer Heimat besonders Ackerbau und Viehzucht, im Aus-
lande dagegen das kaufmännische Gewerbe; sie sind in vielen großen Städten
Europas und Asiens als die geschicktesten Kaufleute und als Dolmetscher be-
kannt. Schon in früher Zeit nahmen fie das Christentum an, bilden aber
eine eigene Sekte.
Als unabhängige Sprachstämme sind folgende aufzufassen:
1) Die Kaukasus-Völker, ein buntes Gemisch kleiner Volksstämme
mit wesentlich verschiedenen Sprachen. In der wohlgebauten Gestalt den Kau-
kasiern gleichend, haben sie dieser Rasse den Namen verschafft. Im Süden
wohnen die Georgier und Mingrelier, im Norden die Tscherkessen
(größtenteils ausgewandert) und Tschetschenzen. Einige Stämme hängen dem
Christentum an, andere dem Jsläm.
2) Die Dravida [drawida], mit dunkler Hautfarbe und buschig-kransem
Haar, sind jetzt in das südliche Drittel Vorderindiens und nach dem Norden
Ceylons zurückgedrängt. Ein großer Teil von ihnen hat mit der indischen
Knltnr mich den Brahmanismns angenommen.
b. Die Semiten. Tie Semiten, deren mutmaßliche Urheimat schon bei
Europa angegeben worden ist, zerfallen wieder in drei Hauptstämme:
1) Tie Aramäer wanderten aus dem armenischen Hochlande, wo sich noch
ein kleiner Rest erhalten hat, aus und gründeten das assyrische (syrische) und
das babylonische (chaldäische) Reich.
2) Die Juden und die Phönizier wohnten in historischer^ Zeit an der
syrischen Küste und in dem dahinter liegenden Berglande. Ihre Sprachen sind
längst ausgestorben.
3) Die Araber, in Asien über ganz Arabien, Syrien und die En-
pH rat- und Tigrisländer verbreitet, wurden erst durch Mohammed ein